M76 hat schon dutzende Tiere gerissen
Berner Älpler wollen den Wolf tot sehen

Ein Wolf riss in zwei Wochen im Emmental auf mehreren Alpen Schafe und Ziegen. Die betroffenen Älpler wollen nicht länger zuschauen: Sie fordern eine Abschussbewilligung für den Wolf.
Publiziert: 23.07.2018 um 00:25 Uhr
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Aktualisiert: 14.09.2018 um 21:58 Uhr
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An diesem Hang auf der Wimmisalp bei Schangnau riss der Wolf M76 Ziegen.
Gabriela Battaglia

Christian Gerber (62) und seine Frau Theres (56) sind wie jeden Sommer mit ihrer Viehherde auf der Wimmisalp bei Schangnau BE – doch in diesem Jahr ist der Alpsommer ein einziger Stress. 

«Schon am ersten Abend suchte uns ein Wolf heim», sagt Gerber. «Gegen 17 Uhr kam er ganz nah an unsere Alphütte ran.» Gerber verscheucht den Wolf. Dennoch: Zwei Schafe sind verletzt. «In der gleichen Nacht kam der Wolf zurück und riss mehrere Tiere. Zwei Schafe mussten notgeschlachtet werden, von einem dritten fand ich nur noch einen Fuss.»

Schreckliche Erinnerungen, brutale Bilder

Die Gerbers sind nicht die einzigen Älpler, die diesen Sommer mit dem Wolf unliebsame Bekanntschaft machten. Der Wolf M76 riss schon letztes Jahr im Kanton Bern laut offizieller Jagdstatistik 31 Nutztiere. Ueli (56) und Esther Gfeller (53) sömmern ihre Geissen auf der Alp Tannisboden. Am 9. Juni passiert es auch bei ihnen: Die Rinderherde des SVP-Grossrats wird in der beginnenden Dämmerung unruhig. Geissenglocken bimmeln ununterbrochen.

Esther Gfeller erinnert sich: «Ich lief zum Stall hinüber, hatte Angst um meine Ziegen.» Die Alpkäserin macht eine schreckliche Entdeckung. «Ein Tier lag auf dem Boden. Die Geiss hatte Bissverletzungen am Hinterbein und am Hals. Ich musste zuschauen, wie mein Tier grausam verblutete.» Eine zweite Geiss hat Bissverletzungen am Euter. 

Wölfe nicht vom Aussterben bedroht

Die Älpler sind wütend darüber, dass der Wolf nicht abgeschossen werden darf. «Wieso ist der Wolf nicht jagdbar?», fragt Bruno Hirschi (42). Auch er hat schon Tiere wegen des Wolfs verloren. «Uns hilft niemand. Der Wolf ist ja nicht am Aussterben.» 

Die Gegner von Wolf, Bär und Luchs im Kanton Bern sind seit Frühling in einem Verein vereint. SVP-Grossrat Thomas Knutti (45) ist Präsident der Vereinigung zum Schutz von Wild- und Nutztieren vor Grossraubtieren im Kanton Bern. Er weiss: «Die Leute haben Angst. Das Mass des Erträglichen ist längst überschritten. Beim Wolf gilt für uns Nulltoleranz.»

Keine Lust mehr auf Tiere auf der Alp

Registriert werden aber nur die Risse von Tieren, die durch einen Herdenschutzhund oder einen Zaun geschützt sind. Niklaus Blatter (42), Jagdinspektor im Kanton Bern: «Solange Nutztiere wie Schafe oder Ziegen ungeschützt auf Alpen gehalten werden, sind uns die Hände gebunden.»

Die Älpler aus Schangnau haben dafür kein Verständnis. «Wir können hier in diesen steinigen Berghängen keinen Zaun erstellen und auf einen Herdenschutzhund muss man mindestens zwei Jahre warten», sagt Bauer Christian Gerber.

Das Ehepaar Gfeller will seine restlichen Ziegen jetzt nicht mehr dem Risiko einer Wolfsattacke aussetzen. «Wir nehmen die Tiere von der Alp runter», sagt Ueli Gfeller. «Das ist zwar nachteilig für die Alp, weil so niemand mehr das Unkraut wegfrisst. Doch es ist grauenhaft, wenn ein Wolf ein Tier reisst, dass man einst grossgezogen hat.»

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