Das bernische Obergericht befasst sich seit Dienstagmorgen mit dem Fall der Schülerin Jessica M. (†13), die im Jahr 2011 in Adelboden zu Tode stürzte. Das Unglück ereignete sich auf dem Zustieg zu einem Abseilpunkt in der Cholerenschlucht.
Das Mädchen aus Wuppenau TG war zusammen mit einer weiteren Schülerin und einem Bergführer unterwegs. Die Tour war bei einer Anbieterin von Abenteuerevents gebucht worden.
Als Bergführer Martin M.* (47) das eine Mädchen sichern wollte, rutschte Jessica aus und stürzte vom Weg in die Schlucht hinunter. Sie starb wenig später auf dem Weg ins Spital.
Das Thuner Regionalgericht sprach Martin M. im Jahr 2017 vom Vorwurf der fahrlässigen Tötung frei. Der Mann sei weder ein unerlaubtes Risiko eingegangen, noch habe er seine Sorgfaltspflicht verletzt. Mit diesem Urteil kam das Regionalgericht den Anträgen von Verteidigung und Staatsanwaltschaft nach. Jessicas Familie forderte als Privatkläger einen Schuldspruch.
«Urteil bringt mich ins Grab»
Jessicas Vater, Gian Andrea M.*, sagte damals nach der Urteilsverkündung zu BLICK: «Ich bin nur noch am Weinen. Ich will doch nur Gerechtigkeit. Dieses Urteil bringt mich ins Grab.»
Wird ihm das bernische Obergericht recht geben und Martin M. verurteilen? Der Entscheid wird am Freitag 25. Januar erwartet.
Die Cholerenschlucht bei Adelboden ist eine Touristenattraktion. Sie ist für Wanderer mit Wegen und Treppen erschlossen. Auch das Abseilen in der Schlucht gilt als Touristenattraktion. (SDA/noo)
* Namen der Redaktion bekannt