Schweiz Tourismus beauftragt Italiener mit Panettone-Produktion – Die Tessiner Bäcker sind sauer
Bitterer Streit um süsses Gebäck

Schweiz Tourismus liess zum Alptransit-Start einen Panettone Gottardo in Italien entwerfen. Die Tessiner Bäcker guckten in die Röhre und sind dementsprechend sauer.
Publiziert: 20.03.2017 um 21:25 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 05:14 Uhr
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Idee geklaut? Franca Antognini (50) von Marnin in Locarno hatte schon Monate vor Schweiz Tourismus den Gotthard-Panettone Pangottardo ausgestellt.
Foto: Yvonne Leonardi
Myrte Müller

Schweiz Tourismus rührte für den Alptransit mächtig die Werbetrommel. Auch ein Panettone Gottardo machte auf den Durchstich Appetit. Das süsse Werk wurde prominent auf der Website der Schweizer Tourismus-Organisation platziert. Den Südschweizer Bäckern schlägt diese Aktion aber bis heute auf den Magen.

Denn die Panettoni produzierte der Italiener Dario Loison (46) in Vicenza (I) und verkaufte ihn auch an die Luzerner Bäckerei Bachmann. Die Tessiner Konditoren guckten in die Röhre. «Wir machen ausgezeichnete Panettoni», sagt Giuseppe Piffaretti (58) vom Kantonalen Verband Tessiner Konditoren und Bäckermeister. Er ist sauer: «Wir schlagen auf internationalen Wettbewerben immer wieder die italienische Konkurrenz. Dass Schweiz Tourismus nicht einen unserer Bäcker mit dem Panettone Gottardo beauftragte, ist eine Frechheit!»

«Musste es die italienische Konkurrenz sein?»

«Was hat Luzern mit Panettone zu tun, was hat Italien mit dem Gotthard am Hut?», fragt Bäcker Franco Buletti (53) aus Airolo TI. Er macht echte Gotthard-Panettoni: «Mit Zutaten aus der Region. Meine Butter kommt zum Beispiel von den Gotthard-Alpen!» Auch Bäcker-Kollege Sandro Pinotti (52) aus Ascona TI ist erbost: «Musste man Italiener bevorzugen? Die machen uns eh schon mit ihren Billigbroten Konkurrenz.»

Pikant: In Locarno TI gab es einen Gotthard-Panettone bereits im Sommer 2016. Also Monate vor dem neuen Panettone Gottardo. Zur Premiere des Films «Gotthard» schuf die Konditorei Marnin den Pangottardo – inklusive Tunnel, Schienen und Fähnchen. «Es wäre nicht das erste Mal, dass man unsere Produkte kopiert. Dabei gehören wir zu den besten Produzenten der Welt», sagt Franca Antognini (50), Geschäftsführerin von Marnin.

Panettone sollte eine Brücke schlagen

Die Idee sei nicht geklaut, sagt Armando Troncana (46), Leiter des Italien-Büros von Schweiz Tourismus. «Wir wollten mit der Panettone-Aktion in Italien für die schnelle Verbindung zwischen Mailand und Luzern werben.» Der Panettone Gottardo sollte dafür die Brücke schlagen.

Die mehrwöchige Werbeaktion war ein voller Erfolg. Der «Panettone Gottardo»-Zoff ist aber noch nicht gegessen. Bäckermeister Dario Loison bestätigt: «Wir wollen weiterproduzieren, schliesslich haben wir in der Weihnachtszeit 2500 Stück verkauft.» Allerdings wird ohne Butter vom Gotthard oder Schweizer Schoggi gebacken. «Die Zutaten sind zu teuer», so der Italo-Konditor.

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