Rentner lebt neben Abgrund
«Wir haben Angst. Der Hang kann jederzeit rutschen»

Bernhard Bischof (80) bangt um sein Heim. Sein Haus steht neben einem 100 Meter tiefen Abhang.
Publiziert: 17.05.2016 um 20:44 Uhr
|
Aktualisiert: 04.10.2018 um 22:58 Uhr
1/6
Bernhard Bischof vor seinem Haus neben dem 100 Meter steilen Abhang.
Foto: Toini Lindroos
Marlene Kovacs

Die Aussicht geht auf grüne Wiesen, Vögel zwitschern munter. Bernhard Bischof (80) könnte sich mit seinem Häuschen im Grünen in Heiden AR sehr glücklich schätzen. Doch die Idylle trügt. Nur zwei Meter neben seinem Zuhause geht es hundert Meter in die Tiefe.

Vor drei Jahren hat ein Hangrutsch alles fortgerissen. Sogar die Zufahrt. Immer wenn es regnet, bangt der Rentner um sein Anwesen, in dem er zusammen mit seiner Partnerin sowie Untermietern wohnt. «Das Haus ist gefährdet», sagt Bischof. «Wir haben Angst. Der Hang kann jederzeit weiter rutschen. Wir können kaum noch schlafen.»

Lebte schon als Kind in dem Haus

Seit 65 Jahren lebt der ehemalige Bauschreiner schon am Hang. Als Kind zog er mit seinen Eltern hierher. Nach einem Brand 1969 baute er das Haus sogar eigenhändig wieder auf. «Ich kenne jeden Winkel des Hauses», sagt Bischof stolz.

Bereits 2011 fiel ihm auf, dass die Bäume neben seinem Haus schräg standen. Im Juni 2013 wird die schlimme Befürchtung zur Tatsache. «In der Nacht brach ein Bach aus und riss einen tiefen Graben in die Strasse direkt neben dem Haus.» Als Bernhard Bischof hinausgeht, rutscht der ganze Hang in die Tiefe: «Es hat fürchterlich vibriert, plötzlich war alles weg. Ein Glück, dass mir damals nichts passiert ist.»

Seither rutsche der Hang immer weiter. Stück für Stück. «Der Abstand zwischen dem Gebäude und dem Hang wird immer kleiner. Es wäre furchtbar, wenn etwas passieren würde. Wo soll ich denn mit meinen 80 Jahren noch hin?»

Hilfe vom Kanton

Vom Kanton und auch von der kantonalen Versicherung sei immer mal wieder jemand vorbeigekommen. Bischof klagt: «Doch bisher wurde nichts unternommen. Ich fühle mich im Stich gelassen. Die Kosten für eine Hangsicherung kann ich nicht alleine tragen.»

Schliesslich gelingt es ihm mit seinem Anwalt, eine Baubewilligung für die Hangsicherung zu erkämpfen. «Die Finanzierung von ungefähr 130'000 Franken will aber bisher niemand übernehmen», sagt Bischof.

Heinz Nigg (60), Leiter des Ausserrhoder Amts für Raum und Wald, sagt: «In diesem Fall besteht keine Gefahr für Leib und Leben. Deshalb musste der Kanton bisher nicht handeln.» Er räumt ein: «Natürlich könnte bei weiteren Rutschen das Gebäude in Mitleidenschaft gezogen werden.» Immerhin, sagt Nigg, sei Bischofs Bauprojekt Ende März bewilligt worden. Eine Metallwand soll den Hang stützen. Und er macht dem Rentner Hoffnung: «Ich gehe davon aus, dass sich Kanton und Bund aufgrund des Gefahrenpotenzials an den Kosten beteiligen werden. Bei bewilligten Beitragsgesuchen deckt der Anteil in der Regel mehr als die Hälfte der Kosten ab.» Eine Entscheidung soll bald folgen.

Bernhard Bischof muss sich also noch etwas gedulden. In der Zwischenzeit schickt er Stossgebete gen Himmel. Denn nichts kann er zurzeit weniger gebrauchen als Dauerregen wie in den vergangenen Tagen.

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?