Früher waren es Alkohol und der Joint, im Extremfall die Heroinspritze. Jugendliche heute konsumieren offenbar immer komplexere Drogengemische, die auch starke Medikamente enthalten. Solch ein Drogencocktail wurde offenbar den beiden Mitte August in Zollikerberg ZH verstorbenen Teenagern zum Verhängnis.
Die 15-Jährigen waren leblos in der Wohnung des Rappers ZH Beats (35) aufgefunden worden. Ein Opfer war dessen Stiefsohn. Schnell wurde der Verdacht geäussert, dem Mädchen und dem Jungen sei ein selbstgemischter Drogencocktail zum Verhängnis geworden. Bei Überdosierung kann es dabei zum Aussetzen von Körperfunktionen wie Herz oder Lunge kommen.
Im Blut der Teenager haben Forensiker bei der Obduktion offenbar mehrere Drogen gefunden, darunter ein morphiumhaltiges Krebsmedikament sowie das Beruhigungsmittel Xanax, ein Benzodiazepin. Dies berichtet der «Tages-Anzeiger» unter Berufung auf eine «gut informierte Quelle».
Neueres Drogenphänomen
Dies deckt sich mit Erfahrungen von Experten in der Jugendpsychiatrie. Medikamente und Beruhigungsmittel in Drogencocktails sind ein neueres Phänomen. Offenbar werde in der Schweiz eine besorgniserregende Zunahme von Mischkonsum mit Medikamenten unter Jugendlichen festgestellt. Immer mehr Schüler würden mit verschiedenen Substanzen experimentieren, darunter Benzodiazepine wie Xanax, einem der am meisten verschriebenen Medikamente aus der Gruppe der Psychopharmaka. Aber auch Ecstasy, Alkohol oder Cannabis gehörten zu den Mischungen.
Demnach habe sich die Anzahl der 15-Jährigen, die Medikamente nehmen, um sich zu berauschen, zwischen 2014 und 2018 beinahe verdoppelt. Es wird davon ausgegangen, dass mindestens ein Jugendlicher pro Schulklasse schon einmal mit Medikamenten zur Berauschung experimentiert hat. Benzodiazepine gelten nicht nur als extrem suchtanregend, ihre Dosierung ist auch schwierig. Manche Menschen machen sie benommen, für andere kann schon eine geringe Menge tödlich sein.
Gerade beim Mixen mit Opiaten, was bei den verstorbenen Jugendlichen von Zollikerberg vermutlich der Fall war, gelten Benzodiazepine als gefährlich. Benzodiazepine wirken angstlösend, beruhigend, aber auch hypnotisch. Sie können mit falschen Rezepten auch relativ einfach erworben werden: in Apotheken oder direkt bei Dealern im Darknet und auf Instagram. (kes)