Räuber-Bande krachte mit Auto in Juweliergeschäft an der Zürcher Bahnhofstrasse – heute vor Gericht
Fetter Schaden statt reicher Beute

Eine Räuber-Bande setzte 2016 einen minutiös durchgeplanten Raubüberfall auf eine Bijouterie in den Sand. Sie krachten mit einem VW in eine Bijouterie an der Zürcher Bahnhofstrasse. Heute stehen zwei der Räuber vor dem Bezirksgericht Zürich.
Publiziert: 01.12.2021 um 07:48 Uhr
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Zugriff in Lugano: Die Polizei schnappte am 19. Februar 2018 die Räuber.
Foto: CORRIERE DEL TICINO
Viktor Dammann

An einem helllichten Samstag donnerte auf der belebten Bahnhofstrasse gegen elf Uhr ein VW Touareg mehrmals in das Juweliergeschäft Graff Diamonds. Der Anfang eines missglückten Raubversuchs. Denn die Lenker des Touaregs sorgten mit der Rammbock-Attacke ins Schaufenster für so grossen Schaden im Ladeninnern, dass sie danach nicht mehr an die Schmuckvitrinen gelangen konnten.

Statt der erwarteten 30-Millionen-Beute blieb den Gangstern darum nur noch die Flucht vor den Augen erschrockener Passanten. «Hier flüchteten die Rammbock-Räuber von Zürich», titelte der Blick am 28. Mai 2016. Am Mittwoch stehen nun zwei der Täter, die gebürtige Serben Andelko S.* (43) und Krastan Z.* (50), vor dem Zürcher Bezirksgericht.

«Durch den Aufprall wurde die Fensterfont eingedrückt, Teile des Glases, Fensterrahmen und ein Teil der Fassade wurden ins Innere geschleudert», beschreibt Staatsanwalt Roland Wolter die Szene in seiner Anklage. Die unmittelbar hinter der Glasscheibe stehende 370 Kilogramm schwere Vitrine wurde regelrecht durch den Raum katapultiert. Es entstand ein Sachschaden von 283'000 Franken.

Vorbereitung top – Ausführung ein Flop

Der missratene Raubüberfall war durch die Rammbock-Räuber minuziös und von langer Hand geplant worden. Die Gangster operierten allesamt mit gefälschten Identitäten und falsch registrierten SIM-Karten. Mitte April erwarb Andelko S. mit einem Komplizen bei einem Occasionshändler in Bayern für 6000 Euro das Tatfahrzeug, einen «robusten» VW Touareg. Später fuhren sie den Wagen nach Zürich. Darauf wurden in Italien zwei Motorroller für die Flucht beschafft, mit geklauten Kennzeichen versehen und nach Zürich gebracht.

Durch den Kauf von drei Vorschlaghämmern, einem Schraubenzieher, vier Motorradhelmen, Handschuhen und einer durchgeladenen Pistole wurden die Raubutensilien vervollständigt. Um zu verhindern, dass beim Aufprall der Airbag auslöst, wurde beim Touareg die Elektronik unterbrochen.

Doch all das nützte nichts, da die Gangster ohne Beute abziehen mussten. Die Polizei veröffentlichte Fotos von einem der Gangster, wie er auf einem Roller flüchtet. Die zwei Komplizen mussten zu Fuss flüchten, da sich ihre Motorroller nicht in Gang setzen liessen.

Zwei Jahre später wurde die Bande in Lugano geschnappt

Trotz des gefloppten Überfalls auf Graff Diamonds verlor die Räuber-Bande ihre Lust an Überfällen in der Schweiz nicht. So hatten sie es am 19. Februar 2018 auf eine Bijouterie in Lugano abgesehen. Auch hier half eine immense Vorbereitung – wieder waren Roller als Fluchtfahrzeuge vorgesehen – nichts. Die Polizei hatte die Bande nämlich längst im Visier. Als Andelko S. mit seinen drei Komplizen zur Tat schreiten wollten, wurden sie allesamt auf offener Strasse verhaftet.

Staatsanwalt Wolter beantragt für Andelko S. elf Jahre Gefängnis und eine Landesverweisung von 15 Jahren. Krastan Z. soll für sieben Jahre hinter Gitter.

* Namen geändert

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