Ursula Thoma wohnt im Weiler Tscherüti, ganz im Westen von Quinten SG. Ihr Haus ist so abgelegen, dass sie immer wieder Wildtiere auf der Wiese davor grasen sieht. «Ich wohne in einem Paradies», schwärmt die 66-Jährige – in einem Paradies mit kleinen Fehlern.
«Es ist eine Herausforderung, in Quinten zu leben.» Schon allein, wenn sie einkaufen will, muss sie über den See. Umso wertvoller sind für sie daher sämtliche Verbindungen zur Aussenwelt. «Die Post ist für mich sehr wichtig», sagt Thoma. Jeden Morgen bringt sie ihr die Tageszeitung. Mithilfe der Pöstlerin bleibt sie über das Geschehen in der Region und der Welt informiert.
Gerade aber hat ihr die Post mitgeteilt, man werde per Ende Februar die Zustellung beenden. Als Grund zitiert das Schreiben eine Regelung, gemäss der sie nur Weiler mit mindestens fünf dauerhaft bewohnten Häusern beliefere – Tscherüti habe weniger. In Zukunft solle Thoma ihre Post aus einem Schliessfach im Nachbarweiler abholen. Für sie bedeutet das jeweils gegen 20 Minuten Fussmarsch.
Schleichender Abbau
Nicht nur Ursula Thoma ärgert sich über diese Einschränkung des Service public in Quinten. Auch Joel Schmid von der Stiftung «Quinten lebt» ist in Sorge. Denn das Austragen der Post brachte dem Dorf einen wertvollen Arbeitsplatz: den 20-Prozent-Job für die Pöstlerin, die bislang auf dem Elektrotöff alle Bewohner Quintens beliefert.
Der schleichende Abbau öffentlicher Dienstleistungen macht es für Schmid schwieriger, neue Familien nach Quinten zu locken. Ende Januar berichtete SonntagsBlick, dass die Stiftung pro Kind monatlich 200 Franken zahlen will, wenn Familien mit Kindern herziehen. Im Dorfzentrum entstehen dafür zwei neue Familienwohnungen, ein Bed & Breakfast sowie ein kleines Restaurant.
Ursula Thoma hofft auf gute Nachrichten
Man unternehme alles, damit die rund 20 Haushalte in Quinten jeden Tag mit Sendungen bedient werden können, teilt die Post auf Anfrage mit. Bei der neuen Briefkastenanlage im Weiler Laui gehe es um den letzten Schritt von kleinen Anpassungen in der Zustellung. «So ist es möglich, dass trotz rückläufiger Zustellmengen eine Lösung gefunden werden konnte», sagt Postsprecher Oliver Flüeler.
Im Hintergrund versucht man nun, auch für den westlichsten Weiler eine Lösung zu finden, damit die Post dort weiter zu jedem Haus geliefert werden kann. Für Ursula Thoma wäre das eine gute Nachricht: «Denn die Post ist meine Verbindung zur Aussenwelt.»