Blick: Herr Popescu, zurzeit sorgen rumänische Einbrecherbanden in der Schweiz für Schlagzeilen. Was sind das für Leute?
Lucian Popescu: Hin und wieder arbeite ich als Dolmetscher bei der Kantonspolizei, helfe bei den Befragungen dieser Diebe. Meist sind sie Roma.
Woher kommen die Diebe?
Sie leben in den Grenzgebieten der Schweiz. Zum Beispiel im französischen Mulhouse bei Basel oder im Süden bei Mailand und reisen über die Grenzen in die Schweiz ein.
Wie sehr schaden die Täter dem Ruf Ihrer Landsleute?
Sehr. Es empört mich, dass eine kleine Gruppe von Rumänen, die in die Schweiz kommen, um zu stehlen, so ein grosses Volk wie wir es sind, beleidigt und es lächerlich macht.
Wie würden Sie diese Rumänen, die in der Schweiz leben, beschreiben?
Ich lebe seit 40 Jahren hier und kam wie viele Rumänen damals als Flüchtling in die Schweiz. Ich würde sagen, dass etwa 80 Prozent meiner Landsleute hier gebildet und beruflich hoch qualifiziert sind.
Von diesen hört man nicht so viel wie von den Diebesbanden.
So ist es! Wir haben in der Schweiz viele rumänische Ärzte, da die medizinische Ausbildung in Rumänien sehr gut ist. Wir haben auch Architekten, Ingenieure, gute Informatiker und andere Spezialisten. Sie sind fleissig und gut integriert, fallen nicht auf. Für Aufsehen sorgen immer nur die Einbrecher und Diebe.
Ist das nicht ungerecht?
Der Mensch neigt leider dazu, sich mehr für das Negative zu interessieren als fürs Positive. Das schürt Vorurteile gegen Rumänen an sich. Dabei sind wir ein gutes Volk.