Umstrittener Auftritt angekündigt
Hass-Musiker «Thompson» will in Schlieren singen

2009 verhinderte die Bundespolizei seine Einreise. Jetzt will der kroatische Nationalisten-Sänger Marko «Thompson» Perković in Schlieren auftreten. Die Stadtbehörden sehen bisher keinen Handlungsbedarf – obwohl Perković notorisch gegen Serben und Juden hetzt.
Publiziert: 18.07.2016 um 21:28 Uhr
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Aktualisiert: 12.10.2018 um 17:31 Uhr

Seinen Künstlernamen hat er selbst gewählt: Der Musiker Marko Perković nennt sich und seine Band «Thompson» – wie der Hersteller der Maschinenpistole, mit der er in den Kroatienkrieg zog. Kaum ein anderer Musiker ist in Kroatien umstrittener als der Ex-Soldat und Hass-Sänger. Jetzt plant er wieder einmal einen Auftritt in der Schweiz.

Anfang September will Perković in einer Sporthalle in Schlieren ZH auftreten, wie die «NZZ» schreibt. Das sorgt schon im Voraus für Kritik. Immerhin hat «Thompson» auch schon das faschistische Lied «Jasenovac i Gradiska Stara» an einem Konzert zum Besten gegeben. Darin werden die Morde des mit Hitler-Deutschland verbundenen Ustascha-Regimes von Ante Pavelić während des Zweiten Weltkriegs verherrlicht.

Fedpol verbot 2009 Perkovic die Einreise

Noch 2009 verhängte das Bundesamt für Polizei Fedpol für Perković ein dreijähriges Einreiseverbot. Kroatien zitierte in der Folge den Schweizer Botschafter und protestierte gegen das Auftrittsverbot. Wenig später rügte der damalige kroatische Staatspräsident Stjepan «Stipe» Mesić den dafür verantwortlichen Aussenminister und nahm die Schweiz in Schutz.

Noch sieht es so aus, als ob das Konzert in Schlieren tatsächlich stattfinden wird. Gegenüber der «NZZ» hält der zuständige Sicherheitsvorsteher Pierre Dalcher (SVP) eine Absage des Konzert «nach heutigem Wissensstand für unverhältnismässig». Dies, weil die letzten Konzerte von Perković «ohne böses Blut» abgelaufen seien.

Damit spielt Dalcher auf den Auftritt Perkovićs im letzten Dezember in Fribourg an. Dort liessen die Behörden das Konzert nur unter Auflagen zu. So wurde mit den Organisatoren im Vorfeld ausgehandelt, welche Songs der Hass-Sänger darbieten dürfe und welche nicht. Um dies zu kontrollieren, wurden eigens Kroatisch sprechende Sicherheitsleute engagiert.

Hetze auch gegen Juden

In der «NZZ» kommt auch der Osteuropa-Experte Stefan Dietrich zu Wort. Der Historiker führt weitere Beispiele an, weshalb er den «Thompson»-Auftritt für bedenklich hält. So habe der Fascho-Freund bei einem Konzert im letzten Jahr das Publikum «Ubij Srbina!» schreien lassen – «Tötet die Serben!». Das Konzert wurde im Fernsehen übertragen.

Trotz Anwesenheit der politischen Elite Kroatiens sei diese Hetze ohne juristische Folgen geblieben. Perković verknüpfe Ereignisse aus dem kroatisch-serbischen Krieg der 1990er-Jahre mit dem faschistischen Ustascha-Regimes im Zweiten Weltkrieg, so Dietrich. Dabei erzeuge er ein Wir-Gefühl und grenze die «Anderen» aus: «Die Anderen sind etwa die ‹falschen Kroaten›, die Juden und natürlich Serben. Damit macht Thompson richtig gutes Geld.»

Gegenüber der «NZZ» lässt sich das fedpol nicht in die Karten blicken. Ob man jemanden mit einem Einreiseverbot belege, werde nur den Betroffenen und den Behörden mitgeteilt. Sicherheitsvorstand Dalcher verspricht, er wolle die Bedenken ernst nehmen. Zu konkreten Massnahmen will er sich aber nicht äussern. Dafür sei es ohnehin noch zu früh. (hlm/pma)

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