Schwuler Stadtratskandidat Markus Hungerbühler dank Leihmutter Papi
«Ich bin ein typischer CVPler»

Der CVP-Stadtratskandidat Markus Hungerbühler (42) und sein Freund haben dank einer Leihmutter eine Tochter bekommen. Er findet, dass die gleichgeschlechtliche Adoption und die Ehe auch in der CVP Chancen zur Durchsetzung haben.
Publiziert: 13.07.2017 um 18:25 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 20:16 Uhr
Der CVP-Stadtratskandidat Markus Hungerbühler (42) ist via Leihmutter Vater geworden.
Foto: (ZVG)
Florian Wicki

Ungewöhnliche Medienpräsenz zu Beginn des Wahlkampfs: Der Parteipräsident der Zürcher CVP und gleichzeitig Stadtratskandidat, Markus Hungerbühler (42), ist vor kurzem Vater geworden. Zusammen mit seinem Freund und eingetragenen Partner, der auch der biologische Vater des Kindes ist. Ausgetragen wurde das Kind von einer Leihmutter in den USA.

Gratulationen und Freudesbekundungen

Die Leihmutterschaft ist bei uns immer noch verboten. So müssen Interessenten für das Prozedere ins Ausland gehen. Der Medienrummel überrascht Hungerbühler nicht: «Ich war mir bewusst, dass das Thema zu reden geben wird.» Für Überraschung – wenn auch positive – sorgte höchstens ein Umstand: «Ich habe aus meinem Umfeld bisher keine einzige negative Reaktion erhalten.» Nur Gratulationen und Freudesbekundungen. Einzig über Dritte hat Hungerbühler erfahren, dass sich ein, zwei CVP-Mitglieder über die Art, wie er zu seinem Familienglück gekommen ist, beklagt haben. 

Ob das ein Zeichen ist, dass die Schweiz der ganzen Thematik aufgeschlossener gegenübersteht als früher? Für Hungerbühler schon: «Regenbogenfamilien sind eine gesellschaftliche Realität, die sich nicht einfach wegdiskutieren lässt.» Deshalb setzt er sich als Leiter der Fachgruppe LGBT der CVP Schweiz dafür ein, dass sich die Partei anderen Lebensformen öffnet.

Gleiche Rechte für alle auch bei der CVP?

Dass sich das nicht von heute auf morgen ändern wird, dessen ist sich Hungerbühler bewusst: «Solche heiklen Themen brauchen in der Schweiz meistens ein wenig länger.» Das störe ihn aber nicht, denn er sei halt doch ein «typischer CVPler»: «Ich bin kein Fan von Hauruck-Übungen.» Und ihm ist klar, dass es Menschen gibt, die seine gesellschaftsliberalen Ansichten nicht teilen: «Hier geht es nicht um die Partei, sondern um persönliche Befindlichkeiten.»

Er respektiere, dass das nicht alle «lässig» finden, trotzdem fühle er sich in seiner Partei sehr gut aufgehoben: «Ich glaube, dass die Öffnung der Ehe für alle auch in weiten Teilen der CVP Anklang finden dürfte.»

Hungerbühler denkt nicht, dass das Thema seiner Kandidatur als Stadtrat schaden könne. Die Kindererziehung wollen sich Hungerbühler und sein Freund aufteilen. Die Betreuung sei für beide mit dem Beruf gut vereinbar, man müsse sich halt organisieren.

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