Staatliche Sparvorhaben, wie sie diese Woche bei der grossen Debatte zum Bundesbudget auf dem Programm standen, treffen oft die Bevölkerung, seltener die Verwaltung: Die zieht sich meist elegant aus der Affäre.
Neue Fahrzeuge für 14 Millionen
Vor drei Jahren zum Beispiel liess der damalige Verteidigungsminister Ueli Maurer (SVP) die Privilegien seiner Militärs überprüfen. Berufsoffiziere und -unteroffiziere haben Anrecht auf einen zivilen Dienstwagen. Der Fuhrpark ist beeindruckend; er besteht aus rund 1800 Fahrzeugen. Eine eigene Fachstelle kauft jedes Jahr neue Karossen dazu, 2016 für rund 14 Millionen Franken. Allein der Unterhalt kostete vergangenes Jahr rund sechs Millionen Franken.
Richtig feudal rollen die oberen Chargen durchs Land. Wer zum höheren Stabsoffizier aufsteigt, darf einen Neuwagen für 60'000 Franken bestellen. Im Angebot sind etwa Mercedes, BMW oder Audi.
Offiziere liessen sich chauffieren
Bis vor wenigen Jahren liessen sich viele hohe Berufsoffiziere sogar von WK-Soldaten chauffieren. Etwa, weil am Ziel Parkplätze fehlten oder weil die Herren Offiziere noch Alkohol zu sich zu nehmen gedachten.
Maurers interne Überprüfung sollte aufzeigen, wie die Kosten der VBS-Fahrzeugflotte «um die Hälfte reduziert werden kann». Und es wurde kontrolliert, «ob die Mobilitätsansprüche noch gerechtfertigt sind». Die Inspektoren hatten besonders jene Berufsoffiziere im Auge, die ihren Dienst vornehmlich im Büro leisten statt draussen im Feld. Weil es mit dem bisherigen Fahrkomfort für viele vorbei gewesen wäre, brandete die Empörung unter den Offizieren, wie aus Armeekreisen zu hören ist, entsprechend hoch. Der Widerstand der Hochrangigen zeigte offenbar Wirkung.
Wie das VBS bestätigt, ist die Sparrunde bei den persönlichen Dienstwagen vom Tisch. Begründung: Berufsmilitärs würden in der ganzen Schweiz und zu jeder Zeit eingesetzt. Das Fahrzeug sei für die Erfüllung der dienstlichen Pflichten durchweg nötig.
Bis Ende des Monats soll die Pool-Flotte halbiert worden sein
Die Reduktion der VBS-Flotte beschränkt sich jetzt lediglich auf Poolfahrzeuge. Das sind jene 250 Autos, die keinem Offizier persönlich zugeordnet sind, sondern mehreren Personen zur Verfügung stehen.
Der Entscheid erstaunt. In der Privatwirtschaft sparen Firmen genau mit solchen Carsharing-Modellen Geld. In der Verwaltung ticken die Uhren aber offenbar anders. Bis Ende dieses Monats soll nun die Halbierung der Pool-Flotte abgeschlossen sein, so das VBS.
Der Bestand der sogenannten Repräsentationsfahrzeuge jedoch wird laut VBS nicht angetastet. Das sind unter anderem jene 20 Mercedes-Benz-Limousinen, mit denen Bundesbern seine VIPs empfängt. Dafür stehen auch 16 Profichauffeure bereit. Manche der Karossen sind sogar mit Massagesitzen ausgerüstet. Das VBS stellt die Limousinen den übrigen Departementen als Dienstleister zur Verfügung. Rund 40 Prozent der Fahrten gingen letztes Jahr aber aufs Konto des Verteidigungsdepartements selbst.
Das VBS war also sein eigener bester Kunde.
Kommentar von Tobias Marti, Reporter
Schweizer Berufsoffiziere sind nicht gewillt, mit dem Sparen anzufangen. Sie dürfen ihre Dienstkarossen behalten. Die Begründung des VBS tönt nach Ausrede. Die Herren seien auf ihre vom Bund bezahlten Fahrzeuge angewiesen. Sonst könnten sie ihre Pflicht nicht erfüllen.
Bei Instruktoren, die täglich draussen im Feld bei der Truppe sind, kann man dieses Argument vielleicht noch verstehen. Nicht aber bei all den Stabsoffizieren und dem Generalstab. Diese Militärs sind mehrheitlich in Kasernen tätig, das Gros in Bern. Sie können per ÖV zur Arbeit pendeln.
Und warum Carsharing, die gemeinsame Nutzung von Autos, für gelegentliche Truppenbesuche nicht ausreicht, ist unerfindlich. Man fragt sich, warum beim Bund nicht funktionieren soll, was in der Privatwirtschaft Standard ist.
Gipfel dieser Farce ist, dass das günstigere Carsharing-Modell nun sogar abgebaut wird. Das VBS reduziert diesen Fahrzeugpool um die Hälfte – eine Alibi-Massnahme. Es wird gespart, wo es niemandem wehtut. Hauptsache, die alten Privilegien werden nicht angetastet.
Wenn in der Armee gespart wird, geht es in der Regel schnell um grosse Beträge. Bei Dienstwagen hätte etwas anderes mehr gezählt: die Geste als solche. Es ging nämlich um die Bereitschaft, die eigenen Privilegien zu hinterfragen. Wären die Berufsmilitärs bereit gewesen, auch mal bei sich selber zu sparen, wäre es das richtige Zeichen gewesen.
Diese Chance wurde verpasst – gerade im Hinblick auf den geplanten Kauf neuer Kampfflugzeuge samt Fliegerabwehr für acht Milliarden Franken.
Kommentar von Tobias Marti, Reporter
Schweizer Berufsoffiziere sind nicht gewillt, mit dem Sparen anzufangen. Sie dürfen ihre Dienstkarossen behalten. Die Begründung des VBS tönt nach Ausrede. Die Herren seien auf ihre vom Bund bezahlten Fahrzeuge angewiesen. Sonst könnten sie ihre Pflicht nicht erfüllen.
Bei Instruktoren, die täglich draussen im Feld bei der Truppe sind, kann man dieses Argument vielleicht noch verstehen. Nicht aber bei all den Stabsoffizieren und dem Generalstab. Diese Militärs sind mehrheitlich in Kasernen tätig, das Gros in Bern. Sie können per ÖV zur Arbeit pendeln.
Und warum Carsharing, die gemeinsame Nutzung von Autos, für gelegentliche Truppenbesuche nicht ausreicht, ist unerfindlich. Man fragt sich, warum beim Bund nicht funktionieren soll, was in der Privatwirtschaft Standard ist.
Gipfel dieser Farce ist, dass das günstigere Carsharing-Modell nun sogar abgebaut wird. Das VBS reduziert diesen Fahrzeugpool um die Hälfte – eine Alibi-Massnahme. Es wird gespart, wo es niemandem wehtut. Hauptsache, die alten Privilegien werden nicht angetastet.
Wenn in der Armee gespart wird, geht es in der Regel schnell um grosse Beträge. Bei Dienstwagen hätte etwas anderes mehr gezählt: die Geste als solche. Es ging nämlich um die Bereitschaft, die eigenen Privilegien zu hinterfragen. Wären die Berufsmilitärs bereit gewesen, auch mal bei sich selber zu sparen, wäre es das richtige Zeichen gewesen.
Diese Chance wurde verpasst – gerade im Hinblick auf den geplanten Kauf neuer Kampfflugzeuge samt Fliegerabwehr für acht Milliarden Franken.