Der Ärger unter den Paketboten der Post war gross: Seit das Arbeitszeitsystem «mytime» vor einem Jahr eingeführt wurde, wurde den Angestellten systematisch Arbeitszeit geklaut. Denn: Wie viele der geleisteten Stunden am Ende wirklich verbucht wurden, entschied das computergesteuerte System selber – indem es Durchschnittswerte aller Päckli-Pöstler pro Tour ausrechnete und diese dann für einzelne Mitarbeiter quasi zum Gesetz machte.
Nun ist damit Schluss, wie die Post in einer Mitteilung schreibt. Gemeinsam mit den GewerksChechaften Syndicom und Transfair hat die Post «mytime» überarbeitet. Davon profitieren rund 1800 Paketboten. Die Änderungen treten per 1. September 2019 in Kraft.
Post zahlt nach
Die Pöstler erhalten rückwirkend für die Zeit des Betriebs von Juli 2018 bis August 2019 eine Lohnvergütung von insgesamt rund zwei Millionen Schweizer Franken.
Die Verbesserung sei Ergebnis einer «planmässigen Standortbestimmung», so die Post. «Unsere Mitarbeitenden sind der wichtigste Faktor für den gemeinsamen Erfolg», sagt Postchef Roberto Cirillo (48). «Ich bin überzeugt, dass gute Arbeitsbedingungen die Basis sind für die hohe Qualität, die unsere Mitarbeitenden Tag für Tag leisten.»
Transparent und fair
Die Gewerkschaften Syndicom und Transfair sind zufrieden. «Flexibilisierung darf nicht auf Kosten der Mitarbeitenden gehen. Mit dem Prinzip, dass die effektiv geleistete Zeit bezahlt wird, ist es uns gelungen, ein zentrales Anliegen der Paketboten zu verankern und zusammen mit der Post Verbesserungen vorzunehmen», sagt Matteo Antonini, Leiter Sektor Logistik der Gewerkschaft Syndicom.
Auch Fritz Bütikofer, Verantwortlicher Sozialpartnerschaft PostLogistics beim Personalverband Transfair, sagt gemäss Mitteilung: «Unsere zentralen Forderungen nach Transparenz und Fairness werden mit dem neuen System erfüllt.»
«Mytime» ermöglicht es der Post, den Personaleinsatz unter Berücksichtigung der saisonalen Mengenschwankungen zu planen. Zudem können damit Faktoren wie der Strassenverkehr besser einberechnet und auf Veränderungen des Arbeitsvolumens reagiert werden.