Die Kurve der Neuansteckungen flacht ab: Nach täglich über 1000 neuen Covid-19-Fällen in den letzten Wochen waren es am Dienstag noch 590. Für Entwarnung ist es laut Daniel Koch (64) vom Bundesamt für Gesundheit (BAG) zu früh. Das Problem sei noch längst nicht gelöst.
Die Situation scheine sich zu stabilisieren, eher zu verbessern, sagte Koch am Dienstag vor den Bundeshausmedien. Es gebe aber bereits eine beträchtliche Anzahl von Todesfällen, 412 Personen müssten immer noch auf den Intensivstationen beatmet werden. «Das Problem ist bei weitem nicht gelöst», sagte Koch. Es gelte, sich weiter an die Empfehlungen und Vorschriften zu halten.
Eine Prognose, wann die vom Bundesrat verhängten Massnahmen gelockert werden können, gab der Covid-19-Delegierte des BAG nicht ab. Das hänge von verschiedenen Faktoren ab. Entscheidend sind laut Koch neben den Neuansteckungen die Zahl der Hospitalisationen, die verfügbaren Betten auf den Intensivstationen oder die Daten des Sentinella-Meldesystems.
Forscher arbeiten mit neuen Tests
Zusätzliche Erkenntnisse erhofft sich der BAG-Experte von den serologischen Tests, die Aufschluss über die Durchseuchung und damit über die Immunisierung der Bevölkerung geben sollen. Solche sind zwar noch nicht breit auf dem Markt verfügbar, doch führen derzeit verschiedenen Forschungsgruppen Testreihen durch. Laut Koch will das BAG eine Meldepflicht einführen.
Die jüngsten Zahlen geben immerhin Anlass zur Hoffnung. Die Zahl der nachgewiesenen Covid-19-Infektionen ist innerhalb eines Tages um 590 auf 22'242 Fälle gestiegen. Gestern Montag waren es 552 neue Fälle gewesen. Es sei eindeutig, dass das Verhalten der Bevölkerung sich positiv auf die Fallzahlen ausgewirkt habe, sagt Koch Diese würden nicht mehr exponentiell steigen. Jetzt müsse man bis zum Schluss durchhalten. «Wir sind maximal in der Hälfte.»
Nagelprobe bestanden
Die Nagelprobe für Ostern hat die Schweizer Bevölkerung am Wochenende als Gesellschaft bestanden, sagte Stefan Blättler, Präsident der Konferenz der kantonalen Polizeikommandanten, am Dienstag vor den Medien in Bern. Der überaus grösste Teil der Menschen habe die Massnahmen verstanden.
Die kantonalen Polizeikorps seien am vergangenen schönen Wochenende stark ausgelastet und verstärkt unterwegs gewesen. Und sie hätten sehr viel Gespräche mit Ausflüglern in den touristischen Hotspots geführt. Der Spagat zwischen Augenmass und Durchsetzung sei anspruchsvoll.
Es werde keine Empfehlungen an die Kantonspolizeien geben, vermehrt Strassen und Zugänge zu schliessen, erklärte Blättler. Das müssten und könnten die örtlichen Behörden in Zusammenarbeit mit den zuständigen Polizeikräften vor Ort am besten selber entscheiden.
Auf die Frage, ob es nicht eine Schikane sei, wenn die Polizei am Osterwochenende vor dem Gotthard-Nordportal die Automobilisten zwecks Sensibilisierung anhalte, um sie zum Umkehren zu bewegen, sagte Blättler, grundsätzlich seien die Nationalstrassen offen und jedes Auto dürfe durch den Gotthard fahren. Die Polizei handle aber mit ihrer Aktion aufgrund eines übergeordneten Ziels.
Baldiges Ende der Rückholaktion
Der Bund hat bisher 4600 im Ausland gestrandete Personen in die Schweiz zurückgeholt. "Der Höhepunkt der Aktion ist überschritten", sagte Hans-Peter Lenz vom Aussendepartement EDA. Es sei jetzt die letzte Chance, die Rückkehrhilfe in Anspruch zu nehmen.
Die wichtigsten Destinationen seien abgedeckt, die meisten Schweizer seien heimgekehrt, sagte Lenz. Nun werde die Frequenz der Flüge schrittweise reduziert. Derzeit seien noch acht weitere Flüge geplant - von Destinationen, wo es keine kommerziellen Flüge gebe.
Das EDA geht nach eigenen Angaben davon aus, dass sich immer noch «einige tausend» Schweizerinnen und Schweizer im Ausland befinden. Die Vertretungen vor Ort verzeichneten aber nur noch wenige Gesuche auf Rückkehrhilfe. Das deutet laut Lenz darauf hin, dass einige Reisende im Ausland bleiben wollen. «Das ist ihr Entscheid.» (SDA)