Julia Onken über den Villiger-Seitensprung
«Verheimlichung ist das grössere Problem»

Psychologin Julia Onken kommentiert den Seitensprung und die daraus resultierenden Probleme für die Ehe des Zuger Regierungsrates Beat Villiger: «Für die Gattin im Hintergrund bedeutet das Schwerstarbeit.»
Publiziert: 08.10.2018 um 10:56 Uhr
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Aktualisiert: 11.10.2018 um 10:40 Uhr
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Psychologin und Buchautorin Julia Onken über den Seitensprung des Zuger Regierungsrates Beat Villiger.
Foto: Inge Jurt
Jean-Claude Galli

Die Causa Beat Villiger erinnert, was den Verlauf der ausserehelichen Beziehung angeht, stark an den Fall von Villigers Walliser Parteikollege Christophe Darbellay (47). «Ich habe einen schweren Fehler begangen», sagte der frühere CVP-Präsident vor zwei Jahren. Seit September 2016 hat der Familienpolitiker ein viertes Kind. Die Mutter ist nicht etwa seine Ehefrau Florence (45), Darbellay zeugte das Baby wie Villiger ebenfalls bei einem Seitensprung. Julia Onken (76), Psychologin und erfolgreiche Buchautorin, sagt bezugnehmend auf Villigers Geständnis gegenüber BLICK: «Ein Seitensprung bedeutet nicht Totalschaden für die Beziehung und ist mit einem Blechschaden zu vergleichen. Hingegen ist die Verheimlichung, die oft über längere Zeit gedauert hat, hinterher das grössere Problem. Noch problematischer wird es, wenn gar ein Kind als Andenken an die Affäre daraus hervorgegangen ist.»

«Immense Kränkung» 

Darbellay beichtete seiner Ehefrau den Seitensprung erst kurz vor der Geburt des unehelichen Kindes. Sie habe sich entschieden, «diese schwierige Situation an meiner Seite zu meistern», sagte er und hoffte offenbar darauf, seine Ehefrau würde die einschlägige Rolle der «verzeihenden Gattin» einnehmen. Er anerkannte das Kind offiziell und kümmert sich bis heute darum, nicht nur finanziell. Hier sieht Julia Onken den grössten Knackpunkt. «Für die ‹verzeihende Gattin› im Hintergrund bedeutet das Schwerstarbeit. Sie muss die immense Kränkung, betrogen worden zu sein, verarbeiten und gleichzeitig wieder zum Vertrauen zurückfinden», sagt sie. Das Gelingen hänge davon ab, ob beide Eheleute für eine gründliche Aufarbeitung ihrer Beziehung bereit sind, alles miteinander besprechen und lernen, die Dinge beim Namen zu nennen. «Somit hätte die Partnerschaft wieder eine Chance, die angeschlagene Liebe erneut zu beleben.»

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