Flucht übers Mittelmeer
Kirchen unterstützen umstrittene Seenotrettung

Die Evangelisch-reformierten Kirche Schweiz stellt sich hinter die Seenotrettung. Angesichts der Bilder von Menschen, die auf der Flucht das Mittelmeer überquerten und in Seenot gerieten, müsse die Kirche handeln. Auch die Katholiken machen mit.
Publiziert: 30.01.2020 um 08:46 Uhr
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Aktualisiert: 30.01.2020 um 10:51 Uhr
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Nach wie vor versuchen Tausende Flüchtlinge über das Mittelmeer nach Europa zu gelangen.
Foto: AP

Nach wie vor versuchen Tausende Flüchtlinge über das Mittelmeer nach Europa zu gelangen. Tag für Tag fischen Rettungsschiffe Menschen aus dem Wasser. Manche können aber nur noch tot geborgen werden. Alleine letztes Jahr ertranken rund 1300 Männer, Frauen und Kinder beim Versuch, in Europa eine bessere Zukunft zu finden.

Der Rat der Evangelisch-reformierten Kirche Schweiz (EKS) hat deshalb beschlossen, das Bündnis United4Rescue finanziell zu unterstützen. Das gab die EKS am Donnerstag bekannt. Das Bündnis sei von der Evangelischen Kirche in Deutschland mitinitiiert worden.

«Nicht akzeptabel»

«Die Tatsache, dass Menschen vor unseren Augen den Tod finden, ist nicht akzeptabel», sagt Gottfried Locher (53), Präsident der Evangelisch-reformierten Kirche Schweiz. Den menschlichen Tragödien dürfe die Menschheit nicht tatenlos zusehen.

Obwohl die Seenotrettung eine humanitäre Pflicht und staatliche Aufgabe sei, seien die offiziellen europäischen Missionen praktisch zum Erliegen gekommen, so die EKS. Deshalb hätten private Organisationen diese Aufgabe übernommen.

Auch die Katholiken machen mit

Vor diesem Hintergrund unterstütze der Rat das Bündnis United4Rescue. Mit der zivilen Seenotrettung werde die Lücke geschlossen, die die faktisch fehlende staatliche Hilfe hinterlasse. Der Rat trage die vier Ziele und Forderungen des Aktionsbündnisses mit: Das Recht auf Seenotrettung, keine Kriminalisierung dieser Hilfe, faire Asylverfahren und sichere Häfen.

Auch die Schweizer Katholiken beteiligen sich an der Hilfe. Das Präsidium der katholischen Bischofskonferenz spendet 10'000 Franken an die Seenotrettung, schreibt die «NZZ».

Die Seenotrettung bleibt umstritten

Zurückhaltender sind dagegen die Freikirchen. Das Betreiben von Flüchtlingsschiffen sei eher Aufgabe von Hilfswerken, wenn die Staaten ihre Verantwortung nicht wahrnehmen, wird der Generalsekretär der Schweizerischen Evangelischen Allianz (SEA), Marc Jost zitiert.«Die Kirchen konzentrieren sich sinnvollerweise auf die Integration und die Unterstützung von Flüchtlingen in der Schweiz.»

Die private Seenotrettung im Mittelmeer ist umstritten. Kritiker äussern den Verdacht, dass die Rettungsaktionen das Geschäft der Schlepper unterstützen und dazu führen, dass noch mehr Migranten die gefährliche Reise übers Meer machen. (dba/SDA)

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