Noch vor einem Jahr war die Euphorie gross. Die FDP wollte die Städte nicht länger dem links-grünen Lager überlassen. Sie gründete die FDP Urban, um neue Wählergruppen anzusprechen. Den Bürgerlichen passte es nicht, dass die 15 grössten Schweizer Städte mit Ausnahme von Lugano TI und Thun BE rot-grüne Regierungen haben. Nur: Bis anhin ist die FDP Urban eine «FDP Unbekannt».
Am Samstag, 26. Januar soll nun ein Lebenszeichen folgen. Die Freisinnigen organisieren in Zürich den FDP-Urban-Summit. Das Tagungsprogramm dieses Gipfels klingt nach Aufbauarbeit: Man will nach gemeinsamen Zielen suchen, Ideen für eine liberale Städtepolitik entwickeln, Exponenten der FDP in den Städten besser miteinander vernetzen, Transparenz über bisherige FDP-Urban-Aktivitäten schaffen.
Grosse Ankündigungen
Im März 2018 war die Lust auf Wahlkampf um einiges grösser: Die Stadtparteien der acht grössten Städte der Schweiz, Basel, Bern, Genf, Lausanne, Luzern, St. Gallen, Winterthur und Zürich, wollten rasch Antworten auf städtische Herausforderungen entwickeln. «Wir treten der rot-grünen Dominanz in vielen Städten aktiv entgegen», kündigten sie an.
So weit kam es bisher noch nicht, wie Beat Habegger (43), Leiter der FDP Urban, bestätigt. «Wir haben das erste Jahr genutzt, um eine Bestandesaufnahme zu machen und Vorarbeiten zu leisten.» Die FDP Urban sei ein längerfristiges Projekt.
Doch bei den nationalen Wahlen würde man trotzdem gerne profitieren. «Wir planen verschiedene Städteanlässe 2019, die hoffentlich neue Wählergruppen ansprechen», so der Zürcher Kantonsrat und Vizepräsident der FDP Stadt Zürich.
FDP-Gössi setzt auf FDP-Untergruppen
Die Mutterpartei schaut der «FDP Unbekannt» zu. Parteisprecher Martin Stucki (36) verweist auf den ersten Anlass. «Ich glaube, dass die FDP Urban 2019 attraktiv ist für Wechselwähler. Wie viele Stimmen sie uns bringt, hängt sicher davon ab, was dieses Jahr geht.» Es müsse gelingen, liberale Wählergruppen in den Städten mit Lösungen für ihre speziellen Probleme abzuholen.
Auch FDP-Chefin Petra Gössi (43) zählt auf die FDP-Untergruppen. «Ich sehe durchaus Potenzial, gerade bei der FDP Urban. Denn städtische Herausforderungen betreffen immer mehr Menschen in der Schweiz.» Solche Gruppierungen würden ihrer Partei helfen, Lösungen für spezifische Probleme zu finden, und würden sicher neue Wähler bringen. «In der FDP Urban sind zudem motivierte Mitglieder, die für liberale Lösungen stehen.»
Im März gilt es erstmals ernst
Tatsächlich stehen die vier Schwerpunkte, welche die FDP Urban an ihrem Summit diskutiert, nicht im Widerspruch zum Parteiprogramm, auch wenn sie anders klingen: «Mobilität der Zukunft, urbanes Wohnen, kreativ-produktive Stadt sowie Smart City und Smart Governance». Aber Stadtluft macht bekanntlich frei. Wie viel Freisinn in den Städten steckt, zeigt sich am 24. März erstmals, bei den Zürcher Wahlen.
Übrigens: Auch die CVP wollte mit ihrer neuen Christlich-Sozialen Vereinigung (CSV) Wähler gewinnen. Der alte, lahm gewordene Flügel der Christlich-Sozialen (CSP) sollte wieder abheben. Doch diese Welle ist verpufft. Die CSV versinkt in ihrem historisch gewachsenen Chaos (BLICK berichtete).