Didier Burkhalter (57) tritt ab, das Amt des Schweizer Aussenministers wird frei. Gut möglich also, dass einer oder eine der drei Bundesratsanwärter künftig die Schweiz auf dem internationalen Parkett repräsentieren wird – und mit ihrer Unterschrift Staatsverträge signieren wird.
BLICK hat die drei Aspiranten deshalb gebeten, ihre Unterschrift einzureichen – und hat die Präsidentin der Schweizerischen Graphologischen Gesellschaft, Dr. Marie Anne Nauer, beauftragt, die drei völlig unterschiedlichen Schriftbilder zu analysieren. Die renommierte Grafologin und Psychotherapeutin aus Zürich zieht interessante Schlüsse zur Persönlichkeit der Möchtegern-Magistraten. Wobei sie selbst relativiert: «Unterschriften spiegeln Teile der Persönlichkeit, sie können aber niemals deren komplettes Bild wiedergeben.»
Ignazio Cassis (56)
Die Schrift
Ein schwungvoller Antritt und Auftritt mit dem C, ein stabiles Gebäude von einem A, das bemerkenswerterweise als Grossbuchstabe daherkommt. Dann eine Abstraktion bei der Folge ssi. Jedes Element macht Sinn.
Die Persönlichkeit
Das sind klare Statements. Damit kann man rechnen und sich auch darauf verlassen. Einer, der sich intelligent und deutlich äussert und persönlich für die Sache einsteht, die er vertritt. Er baut an der Schweiz, sachlich, überzeugt, ökonomisch im Einsatz, kurz: effizient. Durchsetzung ist Programm.
Der Ausblick
Der Mann ist gewillt und fähig, sich auf jeden Fall durchzusetzen – auch wenn das Resultat zuletzt ganz anders aussieht als geplant oder versprochen. Profilierung ist Programm, und er scheut sich auch nicht, in die Untiefen der Politik vorzustossen – in der Hoffnung, auf Grund zu kommen: Er muss nur aufpassen, dass er nicht am Ende selber drin stecken bleibt. Man darf ihm indessen zutrauen, dass er immer wieder Oberwasser gewinnt.
Isabelle Moret (46)
Die Schrift
Da kann man zunächst das I des Vornamens vermuten, es gibt aber ein «Gnusch» im Fadezeinli, danach ist nichts mehr lesbar. Wo ist das M? Da gibt es irgendwie einen (t-)Strich (durch die Rechnung?). Eine sehr sensible Schrift, sehr intuitiv – und damit kreativ.
Die Persönlichkeit
Wenn die Dame da nur selber den Durchblick behält: Sie scheint sich zu helfen mit einer starken Abstraktion, die zwar ein Ziel anzupeilen scheint, aber etwas isoliert im Raum steht. Sie nimmt jedenfalls äusserst sensibel wahr, was so in der Luft liegt. Sie wird die Politik meistern, indem sie Prioritäten setzt.
Der Ausblick
Madame hat gute Absichten, sie denkt sich etwas aus, wirkt irgendwie originell, doch ist die entsprechende Substanz nicht so klar auszumachen; sie sollte wohl achtgeben, sich nicht eventuell selber einen Strich durch die Rechnung zu machen. Sie tut jedenfalls gut daran, möglichst klar und konkret bei der Sache zu bleiben und sich gut abzugrenzen. Das sollte sie auch können – sie ist intelligent genug. Und sie wahrt ihre Geheimnisse. Sie bleibt interessant.
Pierre Maudet (39)
Die Schrift
Das ist eher ein Kürzel als eine Unterschrift. Sollte es doch die Unterschrift sein, dann wohl: «Reduce to the max» – allerdings nicht sehr fälschungsresistent und deshalb doch eher Minimax.
Die Persönlichkeit
Also: gestylt – ja. Er zeigt Dynamik, Energie. In der Mitte der i-Punkt: Ist er selber der Mittelpunkt seines Weltkreises? Er kann jedenfalls abstrahieren. Aber von was? Und wohin? Das ist nicht mehr lesbar, ein «Pierre Maudet» ist hier nicht lesbar. Es könnte auch jemand ganz anderes dahinterstecken.
Der Ausblick
So gibt es nur noch ein Label – zugegebenermassen gut designt, durchaus mit Wiedererkennungswert. Ob das genügt?