CVP und GLP schiessen sich im Wahljahr selbst ab
So sehen Verlierer aus!

Für die CVP und die GLP beginnt das Wahljahr mit einem fulminanten Fehlstart. Das Volk watscht Darbellay und Bäumle ab.
Publiziert: 09.03.2015 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 01.10.2018 um 00:40 Uhr
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Schlechtestes Resultat aller Zeiten: Für GLP- Boss Martin Bäumle «eine Riesenenttäuschung».
Foto: Sabine Wunderlin
Von Matthias Halbeis und Christof Vuille

Es hätte für die CVP ein Wahlkampfauftakt nach Mass werden sollen. Die selbsternannte Familienpartei von Christophe Darbellay hatte eine Initiative auf die Beine gestellt, welche die Partei einen sollte. Sie verlangte, dass Kinderzulagen steuerfrei werden. Dafür setzte die Partei rund 700 000 Franken ein – gut einen Drittel des gesamten Wahletats.

Doch gestern erteilte das Stimmvolk dem Kalkül eine herbe Abfuhr. Nicht einmal jeder Vierte sagte Ja zur Idee. Das ist bitter. Zum Vergleich: Im Dezember 2013 hatte die SVP mit ihrer Familieninitiative massiv mehr Ja-Stimmen (41,5%) geholt. Diese wollte Steuerabzüge für die Eigenbetreuung. Die Volkspartei unterstützte die CVP denn auch in ihrem Anliegen. Doch Darbellay ärgert sich über die SVP-Granden Brunner, Amstutz und Blocher.

«Sie haben uns, im Gegensatz etwa zu Nadja Pieren, total im Stich gelassen», wettert der Walliser. Das Genick gebrochen habe der Initiative aber der Kontext. «Dass Frau Widmer-Schlumpf direkt vor der Abstimmung rote Zahlen präsentierte und die Nationalbank den Mindestkurs aufgab, war schlimm.» Denn die Leute hätten Angst gehabt vor Sparpaketen. «Und das Engagement der Finanzdirektoren unserer eigenen Partei war rück­blickend verheerend.»

Für Darbellay ist trotz des Debakels klar: «Die Initiative war kein Fehler.» Die CVP habe sich über die eigene Basis hinaus als Familienpartei profilieren können und wolle weiterkämpfen. «Wenn die Schweiz weniger Mig­ration will, brauchen wir mehr Kinder», so der 44-Jährige. Viele Schweizer Frauen verzichteten aber auf Familie, weil die Vereinbarkeit mit dem Beruf zu wenig vorangetrieben werde.

Noch schlimmer zerfetzte das Volk die Grünliberalen. Seit ihrer Gründung eilten diese von Sieg zu Sieg. Etwas, das vor allem bei Grünen, SP und FDP für Kopfzerbrechen sorgte. Doch seit gestern ist für die GLP und deren Chef Martin Bäumle alles anders. Nur gerade acht Prozent votierten für ihre «Energie- statt Mehrwertsteuer»-Initiative.

Eine solche Ohrfeige gabs noch nie! Bisher hielt die PdA den Negativrekord: 1972 stimmten 15,6 Prozent für die «Einführung einer Volkspension». Mehr Zustimmung mitten im Kalten Krieg für Kommunisten als für die GLP 2015 und eine technokratische Steuerreform. Für die Partei ein Desaster, zumal sie viel an Ressourcen eingesetzt hatte.

Dazu könnte das schlechte Abschneiden auch die Schweizer Energiewende gefährden. So sieht der Spitzenverband der Wirtschaft, Economiesuisse, nach dem schlechten Abschneiden der GLP-Initiative Handlungsbedarf.

Für GLP-Präsident Bäumle ist das deutliche Nein eine «Riesenenttäuschung». Er glaubt aber nicht, dass die GLP deswegen geschwächt in die Wahlen geht. Ein Vergleich sollte ihm und Darbellay zu denken geben: 2013 erreichten die Jungsozialisten mit der radi­kalen 1:12-Initiative (43,7 Prozent Ja) mehr Zustimmung als gestern beide Initiativen zu­sammen.

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