Bäuerin Lotti Baumann will ins Parlament
«Frauen denken sozialer»

Eigentlich hatte Lotti Baumann (45) nichts mit Politik zu tun. Dann kam der Frauenstreik. Und sie dachte: Wer A sagt, muss auch B sagen. Jetzt kandidiert sie für den Nationalrat.
Publiziert: 31.08.2019 um 23:24 Uhr
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Hunderttausende Frauen streikten am 14. Juni.
Foto: Keystone

Lotti Baumann (45) steht im Garten ihres Bauernhauses in Beinwil am See AG. «I bi d Lotti», stellt sie sich vor. Lotti – dieser Name steht für die Bäuerin und Mutter, Hauspflegerin und Präsidentin der Aargauer Landfrauen. Und seit kurzem auch auf der Bauernliste der Aargauer CVP. Auf dem ersten Platz.

Das passt nicht allen. Besonders im Umfeld der Landfrauen habe es Kritik gegeben, sagt Baumann. Kritik, die sich Männer nicht anhören müssten. «Die Leute fragten mich, ob ich mir das wirklich zutraue. Oder ob ich unzufrieden sei.» Es habe auch Kritik gegeben, weil sie als Präsidentin kandidiere. «Da musste ich schon hinstehen und sagen: Also bitte, Alois Huber, der Präsident des Bauernverbands, hat sogar einen Spitzenplatz auf der Hauptliste der SVP, und da sagt auch niemand etwas!»

Baumanns Augen funkeln. Es macht sie wütend, wenn Frauen ungerecht behandelt werden. Darum habe sie unlängst auch bemerkt: «Doch, ich bin eine Feministin!» Damit eckt sie mittlerweile sogar gerne etwas an. Sie lächelt verschmitzt und erzählt von ihrer 1.-August-Rede in «einer SVP-Hochburg» mit dem Titel «Feministin und Vollblut-Hausfrau».

Wer A sagt, muss auch B sagen

Baumann liebt das ruhige Landleben, wehrt sich aber gegen die teilweise veralteten Rollenbilder im bäuerlichen Umfeld. Als der Frauenstreik kam, war für sie – anders als für manche Kollegin – klar: «Da machen wir Landfrauen mit. Die Zeit, in der Frauen im Hintergrund stehen, ist endgültig vorbei!» Also setzte sie sich für den Streik ein und trug dazu bei, dass auch Bürgerliche lautstark auf die Strasse gingen. Aber wer A sagt, muss auch B sagen, findet sie. Darum kandidiert sie jetzt. Obwohl sie bis jetzt nichts mit Politik am Hut hatte. «Aber als Mutter weiss man, dass man auch Dinge schafft, von denen man es nie gedacht hätte.»

Sie hofft, dass viele Frauen wählen gehen. Und Frauen wählen. Denn sie ist überzeugt, dass die Schweiz eine andere wäre mit einem weiblicheren Parlament. «Ich habe das Gefühl, Frauen denken oft sozialer, das ist unsere Stärke. Wir denken an alle. Und weniger an finanzielle Bereicherung.»

Klar, frau könne nicht alles von heute auf morgen ändern. «Aber jemand muss jetzt mal anfangen», sagt Lotti Baumann. Und tut es gleich selbst.

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