«Untauglich, abtreten!» – das heisst es bei der Aushebung rund jedes dritten Rekruten. Knapp 64 Prozent betrug vergangenes Jahr die Diensttauglichkeitsquote bei der Schweizer Armee – wobei der Anteil Zivildienstleistender noch nicht abgezogen ist.
Aus Sicht der Armee ist das zu wenig. Sie befürchtet, bald zu wenig Nachwuchs zu haben. Rund 18’000 beträgt das Soll an neuen Soldaten pro Jahr – 2016 blieben nach der Ausmusterung aber nur 17’499 Rekruten übrig.
Wie viel die Lockerung bringt, ist noch unklar
Die Armee hat deshalb gehandelt. Wie die «Rundschau» heute berichtet, wurden vergangenen Oktober die Anforderungen an den Militärdienst gesenkt. Die Anforderungsprofile wurden überprüft und wo möglich gelockert. So werden seither je nach Funktion auch junge Männer, die beispielsweise leichtes Übergewicht haben, an Rücken- oder Fussproblemen leiden, unter bestimmten Bedingungen als diensttauglich eingestuft.
In welchem Masse dies das Problem der Rekruten-Knappheit entschärft, sagt die Armee nicht. «Wir brauchen länger Zeit, um zu schauen, was die Massnahme bringt», sagt Sprecher Renato Kalbermatten zur «Rundschau».
Auch im Parlament wird derzeit eine Lockerung der Anforderungen an den Militärdienst debattiert. Die Sicherheitspolitische Kommission des Nationalrats verabschiedete Anfang Monat ein Postulat, das noch weitergehende Massnahmen als die von der Armee bereits beschlossenen fordert, um die Tauglichkeitsquote zu erhöhen. So sollen auch Personen, die beispielsweise auf einem Ohr gehörlos sind, den Militärdienst absolvieren können.
Es müsse eine «differenzierte Tauglichkeit» geprüft werden, hält die Kommission fest. «Das heisst, dass der Dienstleistende die Anforderungen der konkreten Aufgabe erfüllen muss und nicht die generelle Tauglichkeit.» (lha)