Nenad Popovic ist ein starker Mann in Serbien. Er will das Land technologisch fit machen, Ende Juni 2017 wurde er zum Minister für Innovation und Technologie ernannt. Daneben besitzt er das Elektro-Unternehmen ABS Electro, das über 3000 Mitarbeitern eine Stelle bietet. Im ex-kommunistischen Land sind solche Verbandelungen kein grosses Problem.
Trotzdem steht er seit Anfang November in den Medien. Das serbische Recherchekollektiv «Krik.rs» berichtete bereits darüber, dass Popovic gleich mehrfach in den «Paradise Papers» entdeckt wurde. Der Grund: Der Wirtschaftsprüfer PricewaterhouseCoopers Schweiz plante, wie Popovics Elektro-Firma durch Offshore-Konstrukte Steuern sparen könne.
Gemeindepräsident wusste nichts
Pikant an den Enthüllungen, über die auch nun die «SonntagsZeitung» detaillierter berichtet: Popovic gab auf den «Paradise Papers»-Dokumenten mehrfach eine Adresse in Küsnacht ZH an.
Das war bislang nicht bekannt. Nicht einmal der FDP-Gemeindepräsident Markus Ernst hatte eine Ahnung, dass ein serbischer Minister in seiner Gemeinde wohnt. Die Gemeindekanzlei bestätigte gegenüber der «SonntagsZeitung», dass sich Popovic in der Gemeinde vor Jahren angemeldet habe.
Eine Menge Ahnungslosigkeit, die auch Spezialisten überrascht. Einerseits, weil die Schweizer PWC für einen solch politisch exponierten Kunden ein Offshore-Produkt plant. Andererseits, weil Wirtschaftsprüfer bei Banken Geldwäsche-Audits durchführen und so Behörden helfe, wie Daniel Thelesklaf, Leiter der liechtensteinischen Financial Intelligence Unit, gegenüber der «SonntagsZeitung» erklärt.
«Hoch-Risiko-Kunde» gemäss Anwaltskanzlei
Geldwäsche-Alarmzeichen gab es nämlich schon lange gegen Popovic. So hatte die Offshore-Anwaltskanzlei Appleby ihn als «Hoch-Risiko-Kunden» in der Datenbank hinterlegt, wie «Krik.rs» schreibt. Auch gab es in Serbien und Russland kritische Medienberichte über Popovic, die offenbar von PWC nicht bemerkt wurden.
Popovic antwortete nicht auf Fragen der «SonntagsZeitung», sagte aber gegenüber «Krik.rs», die Idee mit dem Offshore-Konstrukt sei von PWC gekommen. Er selbst stoppte das Projekt. PWC wollte die heikle Geschäftsbeziehung nicht kommentieren, sagt jedoch, man halte sich an strenge Compliance-Vorschriften. (pma)