Pakistan
Mindestens 73 Tote nach Zugunglück in Pakistan

Bei einem schweren Unglück in einem Zug im Südosten Pakistans sind mindestens 73 Menschen ums Leben gekommen. Mindestens 42 weitere seien verletzt worden, teilte ein Vertreter der Rettungskräfte, Baqir Hussain, am Donnerstag mit.
Publiziert: 31.10.2019 um 06:15 Uhr
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Aktualisiert: 31.10.2019 um 12:00 Uhr
Rettungskräfte suchen nach Überlebenden des Brandes im Zug.
Foto: Siddique Baluch

Ein von Passagieren mitgebrachter Gaskocher sei explodiert, als die Reisenden Frühstück zubereiteten, sagte der Eisenbahnminister Shaikh Rashid Ahmed.

Mindestens drei Eisenbahnwaggons waren durch die Explosion in Brand geraten. Daraufhin seien Menschen von dem schnell fahrenden Zug gesprungen, um sich zu retten, sagte der Minister weiter. Bilder und Videos in lokalen Medien zeigten die Waggons, nachdem der Zug zum Stillstand gekommen war. Sie brannten lichterloh. Dutzende Menschen standen hilflos vor meterhohen Flammen, die aus den Zugfenstern schlugen.

Der Zug war unterwegs von der südlichen Millionen-Metropole Karachi in die östliche Stadt Lahore. Die Fahrt dauert zwischen 15 und 18 Stunden. 20'000 bis 50'000 Menschen reisen täglich zwischen den beiden Städten, gut neun Franken kostet ein Ticket in der zweiten Klasse. Zugreisen sind bei Pakistanern wegen regelmässiger Unfälle und ständiger Verspätungen unbeliebt. Sie werden vor allem von jenen genutzt, die Geld sparen möchten.

Wie die Passagiere den todbringenden Gaskocher in den Zug bringen konnten, soll nun eine Untersuchung klären. Das Mitführen von Gaskochern ist eigentlich verboten. Nabila Aslam, eine Bahnbeamtin, sagte «DawnNewsTV», dass die Passagiere den Gaszylinder vermutlich beim Einsteigen in den Zug unter ihrer Kleidung versteckt hätten.

Viele der Opfer seien Mitglieder einer Gruppe von Predigern des Islams gewesen, die an einer religiösen Versammlung in der Nähe der Stadt Lahore teilnehmen wollten, sagte Minister Ahmed. Oft reisen diese Gruppen mit 200 bis 500 Personen und haben Kochutensilien und Essen für ihre mehrtägigen Reisen bei sich. Auch aufgrund ihrer Gruppengrösse sind sie schwer zu kontrollieren.

Die Rettungskraft Hussain sagte, der Grossteil der Opfer sei in den Waggons verbrannt. Weitere Menschen starben, als sie vom fahrenden Zug absprangen. Hussain sagte weiter, DNA-Tests würden zur Identifizierung der Opfer durchgeführt, denn die Körper der allermeisten Opfer seien bis zur Unkenntlichkeit verbrannt. Er befürchtete, dass die Zahl der Opfer weiter steige. Rund 200 Passagiere seien in den drei betroffenen Waggons gereist, sagte ein Vertreter der Eisenbahn.

Während noch Opfer aus den Waggons geborgen wurden, begann in dem südasiatischen Land eine Diskussion darüber, wie es zu dem Unglück kommen konnte. Die Menschenrechtsministerin Shireen Mazari schrieb bei Twitter, dass die Tragödie hätte vermieden werden können. Sie könne sich an keine Zugreise erinnern, bei der Gepäckkontrollen oder andere Verbote durchgesetzt worden seien. Das sei «tragisch".

Viele Pakistaner drückten in sozialen Medien ihre Wut aus. Sie kritisierten die Fahrlässigkeit der Passagiere und den Bahnminister Ahmed. Sie forderten ihn auf, zurückzutreten. Das Unglück ist bereits das dritte innerhalb weniger Monate: Im Juli waren bei einem Zusammenstoss eines Reisezugs mit einem Güterwaggon mindestens 23 Menschen ums Leben gekommen. Nur wenige Wochen davor waren bei einem Zugunglück drei Menschen gestorben. Damals sagte der Minister, er übernehme die Verantwortung.

Laut «Dawn» reiste der Minister noch am Donnerstag an den Unglücksort, um dort Verletzte und Angehörige der Opfer zu treffen. Er habe diesen zudem Entschädigungszahlungen versprochen. Ministerpräsident Imran Khan drückte auf Twitter seine Trauer über den Vorfall aus und sprach den Familien der Opfer sein Beileid aus. Er habe eine sofortige Untersuchung des Unglücks angeordnet.

(SDA)

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