Ihre Geschichte sorgt für Aufsehen: Martina Bisaku aus Wil SG wurde am Montag von einer Callcenter-Mitarbeiterin wüst als dreckige Hure und Schlampe beschimpft (BLICK berichtete), weil sie kein Interesse an einer Regenwald-Patenschaft gezeigt hatte.
Jetzt melden sich weitere Leser bei BLICK. Es zeigt sich: Ausraster am Telefon scheinen bei Callcenter-Mitarbeitern keine Seltenheit zu sein.
Raffaele aus Zürich etwa hatte ebenfalls eine Verkäuferin für eine Regenwald-Patenschaft am Telefon. «Sie sprach Deutsch und war zuerst recht freundlich. Als ich dann aber gesagt habe, dass ich kein Interesse habe, wurde sie plötzlich frech», sagt er. Sie habe dann aufgelegt, nicht aber, ohne Raffaele zuvor noch als «Behinderter» zu beleidigen.
Schlimmer erging es Tamara Zürcher aus Villmergen AG. «Mir hat so ein Callcenter ins Geschäft angerufen und wollte mir eine Personalversicherung verkaufen. Der Typ am anderen Telefon war unglaublich unfreundlich», sagt sie.
Als sie ihm nämlich gesagt hatte, dass sie kein Interesse an der Versicherung habe, empfahl er ihr den Suizid: «Haben Sie kein Interesse, dann nehmen Sie ein Messer, dann geht es Ihnen besser», so der Mitarbeiter des Callcenters zu Zürcher. «Ich war so erstaunt über seine Antwort – ich kann dies heute noch nicht wirklich fassen», sagt sie.
«Ich fühlte mich richtig terrorisiert»
Opfer von Beleidigungen scheinen häufig auch Menschen aus dem Balkan zu sein. Das erzählt Davor Tunjic aus Basel. Er werde ständig angerufen von Callcentern und habe dann kroatischsprechende Verkäufer am Telefon.
«Wenn ich deutlich mache, dass ich kein Interesse habe, wurde ich schon häufig beleidigt. Am schlimmsten war es, als mich ein Herr Müller auf serbokroatisch als dreckigen Bauern betitelt und mir und meiner Familie alle Schande gewünscht hatte», sagt Tunjic. Er habe so viele Callcenter-Anrufe erhalten, dass er das Festnetz-Telefon abgemeldet hat. «Ich fühlte mich richtig terrorisiert», sagt er.
Ähnlich ging es auch Resmije Bajrami aus dem Kanton Freiburg. Sie wurde auf albanisch beschimpft, weil sie kein Interesse am Angebot eines Callcenter-Mitarbeiters gezeigt hatte. Und dann bekam sie es mit der Angst zu tun. «Der Verkäufer sagte mir, ich solle besser aufpassen, da er meine Adresse habe und alles von mir wisse.» Bajrami legte danach auf und liess die Nummer blockieren. Das mulmige Gefühl blieb aber.