Eine Woche nach dem Rausschmiss des obersten Schweizergardisten, Kommandant Daniel Anrig (42), bleibt dessen Nachfolge offiziell noch immer ein Geheimnis. Doch die Spatzen pfeifen es von den Dächern des Vatikans: Vize Christoph Graf (53) ist der Favorit von «Papa» Franziskus (77). Vom Luzerner erwartet der Papst einen väterlicheren Führungsstil – und weniger Drill und Protz als dies beim St. Galler Noch-Kommandanten der Fall war.
Graf hat beste Voraussetzungen für den Job. Er ist seit 27 Jahren bei der Schweizergarde, hat es vom Hauptmann und Instruktor der Rekruten zum Vizekommandanten und Stabschef gebracht. Er gilt als Anrigs rechte Hand und dessen Verbindungsmann nach aussen. Graf ist in Rom verwurzelt. Seine Frau ist Italienerin, die Kinder Irene (11) und Francesco (7) sprechen weit besser Italienisch als Schweizerdeutsch.
Der Oberleutnant aus Pfaffnau LU ist Sohn eines Posthalters und trat zunächst in Vaters Fussstapfen. 1987 bewarb er sich bei der Schweizergarde. «Ich fragte mich, ob das das ganze Leben gewesen sein soll: bis 65 in einem Postbüro zu sitzen», sagte Graf in der «Zentralschweiz am Sonntag». «Gott hat mir diesen Weg gezeigt. Es ist der richtige.»