Gestern machte der BLICK publik, dass zwei angesehene Forschungsanstalten fusionieren sollen: jene für Wald, Schnee und Landschaft (WSL) und jene für die Wasserversorgung, Abwasserreinigung und Gewässerschutz (Eawag). Dies entschied die Oberaufsicht, der ETH-Rat. Unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Die Pläne sorgen für Unmut bei Mitarbeitern der Anstalten.
BLICK: Frau Krasna, weshalb haben Sie die Zusammenlegung vorangetrieben, obwohl Sie nur wenige Monate im Amt sind?
Beth Krasna: Das war nicht meine Idee. Der ETH-Rat spricht bereits seit Mitte Juni 2017 darüber, dass es ein Nachhaltigkeitszentrum braucht. Eine Arbeitsgruppe hat sich dem angenommen, es war ein Prozess. Das Resultat davon ist, dass man in einem ersten Schritt die beiden Anstalten zusammenlegt. Das eigentliche Problem ist: Wir sind viel zu spät dran damit!
Weshalb zu spät?
Der Klimawandel ist die Herausforderung unserer Zeit, das wissen wir schon lange. Wir mit den beiden ETHs und die Forschungsanstalten stehen in der Verantwortung, dieser zu begegnen. Nur wir können die technischen Lösungen liefern.
Ihr Nachfolger Michael Hengartner übernimmt im Februar. Er konnte nicht mitreden. Was sagt er zum Entscheid?
Er war tatsächlich nicht beteiligt, weil er noch nicht im Amt ist. Aber er versteht den Beschluss.
Die Eawag und WSL haben einen guten Ruf. Wieso setzt man diesen aufs Spiel?
Wir sind ambitioniert. Das neue Nachhaltigkeitszentrum soll nichts weniger als Weltklasse werden. Es soll grösser und besser werden als die beiden Institute, die wir jetzt in diesem Bereich haben.
Was ist denn schlecht am Zustand von heute?
Nichts. Doch die Umweltprobleme sind so komplex, dass sie interdisziplinäre Lösungen brauchen. Wir brauchen die besten Wissenschaftler aus verschiedensten Bereichen. Wenn jede Anstalt für sich arbeitet, schaffen wir das nicht.
Ist die Fusion nicht auch eine Sparübung?
Mit Sparen hat das sicher nichts zu tun. Wir hoffen auf mehr Mittel für das neue Institut. Noch einmal: Wir denken gross.
In der Vergangenheit wurde eine Fusion geplant, aber immer wieder verworfen. Weshalb?
Mehrere Berichte haben festgehalten, dass eine Fusion nötig wäre. Doch es gab immer Widerstand aus den Instituten. Die Menschen mögen den Status quo. An dem ist es bisher gescheitert. Deshalb haben wir als ETH-Rat eine Arbeitsgruppe gebildet, die diese Leute in die Entscheidungsfindung einbezieht.
Ein Mitglied der Direktion der Eawag sagt, sie seien vorab nicht konsultiert worden.
Vielleicht nicht die ganze Direktion, aber die leitende Direktorin hat mitgearbeitet. Die Direktoren aller Forschungsanstalten wurden eingebunden. Die beiden Forschungsanstalten sind im Moment unruhig. Das wissen wir.
Die Parlamentarier müssen die Pläne letztlich absegnen. Und diese sind im Wahlkampf. Haben Sie deshalb die Öffentlichkeit noch nicht über den Entscheid informiert?
Nein, weil zu diesem Zeitpunkt so vieles noch unklar ist. Nach den ersten Sitzungen mit den Forschungsanstalten in den nächsten Wochen können wir mehr sagen.