Muttertag

Der jüngste Schüler der Schweiz

Cassandra Zaffonato ist Mutter geworden. Am 4. März. Nichts Besonderes. Auch dass die Schülerin der dritten Realklasse erst 17 Jahre alt ist, dürfte niemanden stören. Und doch hatte die junge Frau aus Gossau ein kleines Problem: «Ich hatte riesige Angst vor dem ersten Schultag mit dem Baby», erzählt sie. Und war überrascht, wie alle in ihrer Klasse reagierten.

«Sie waren lieb und herzig mit dem Baby und mit mir.» Seither nimmt die junge Mutter ruhigen Gewissens mit ihrem Baby am Unterricht teil. «Janosch ist so süss», schwärmt Klassenkollegin Sabrina Drittenbass (15). Banknachbar Alain Ruggli (15) hält den Kleinen in den Armen, wenn seine Mutter etwas aufschreiben muss. Auch Velibor Vuyanovic entlastet die junge Mutter gern und «schöppelet» das Kind. «Am Anfang war es schon etwas komisch, aber jetzt ist es für mich ganz selbstverständlich», sagt der 15-Jährige.

Dass Cassandra ihr Baby jeden Tag in die Schule mitnehmen darf, hat sie ihrem Klassenlehrer Siegfried Schöch-Fitz (49) zu verdanken. Er ist selbst Vater von sechs Kindern: «Die Realschule ist eine Schule fürs Leben, da kann ich das wirkliche Leben nicht einfach vor der Schultür lassen.»

Sein Einsatz hat sich gelohnt. «Der Unterricht verläuft absolut problemlos», bestätigt Schulleiter Kurt Rindlisbacher. Darüber ist auch die junge Mutter froh. «Ich will einen möglichst guten Abschluss machen, damit ich doch noch eine Lehrstelle als Lebensmitteltechnikerin finde.» Im Herbst hatte sie bereits eine Zusage. Als der Arbeitgeber von ihrer Schwangerschaft erfuhr, zog er eine andere Anwärterin vor.

Unterstützt wird Cassandra Zaffonato vor allem von ihren Eltern. Kürzlich durfte sie sogar eine eigene Wohnung beziehen, gleich neben dem Haus der Eltern. Am Wochenende ist auch Janoschs Vater da, Cassandras 20-jähriger Freund Christian Soldan. Voller Freude sagt sie: «Dann sind wir jeweils eine richtige, kleine Familie.»