Kumpel von Raketen-Neonazi behauptet vor Gericht
«Militär-Helis waren für Action-Filme gedacht»

Nicht nur die Mittelstreckenrakete des Tessiner Waffenhändlers Antonio M.* (42) beschäftigt die Justiz. Auch dessen ehemaliger Geschäftspartner hat Ärger. Armando D.* (54) aus Cresciano TI soll versucht haben, Kriegs-Helis illegal in die Schweiz zu importieren.
Publiziert: 09.09.2019 um 23:33 Uhr
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Vor dem Bundesstrafgericht in Bellinzona begann am 9. September 2019 der Prozess gegen einen Tessiner Helikopterhändler. Er soll gegen das Kriegsmaterialgesetz verstossen haben.
Foto: Tonatiuh Ambrosetti
Myrte Müller

Der elegante Mann im dunklen Anzug mit zitronengelber Krawatte sitzt selbstbewusst auf der Anklagebank. Er werde auf alle Fragen des Richters antworten, absolut. Den Strafbefehl vom 28. März 2018 hat Armando D.* (54) aus Cresciano TI in den Wind geschossen. Der Unternehmer will vor dem Bundesstrafgericht in Bellinzona Flagge zeigen. Es gehe schliesslich um seinen guten Ruf und um sein Heli-Unternehmen Silvercraft Helicopters Ltd. in Biasca TI. 

Die Bundesanwaltschaft wirft Armando D. Verstoss gegen das Kriegsmaterialgesetz vor. Er habe vor über einem halben Jahr versucht, illegal zwei Militärhubschrauber (ohne Motor) der italienischen Marine in die Schweiz zu importieren. Die beiden Agusta Bell 212 ASW könnten mit Raketen und Torpedos ausgestattet werden.

Kampf-Helis sollten nach England gehen

Sie seien kein Kriegsmaterial, widerspricht Armando D. im Gerichtssaal am Montag. Alles Militärische sei vor dem Verkauf bereits abmontiert worden. Daher habe er die Ware nicht als Kriegsmaterial deklariert. Das aber fällt am 14. Februar 2019 am Zoll von Chiasso TI auf. Die Lieferung wird festgehalten und dem Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) gemeldet. Die Bundesanwaltschaft beginnt zu ermitteln.

Armando D. wehrt sich. «Die Helikopter wurden ganz regulär in Italien online angeboten. 800 Interessenten gab es», erzählt der Tessiner Unternehmer. «Man konnte sich die Hubschrauber in La Spezia anschauen.» Er habe dann über einen norditalienischen Waffenhändler fünf Helikopter gekauft. Die zwei, die der Zoll beschlagnahmte, sollten an zwei britische Filmproduktionsfirmen gehen. «Die Helis waren als Requisiten für Actionstreifen gedacht.»

Angeklagter verteidigt Tessiner Raketen-Mann

Pikant: Armando D. ist ein Geschäftsfreund des Tessiner Waffenhändlers Antonio M.* (42) aus Bissone TI. In dessen Hangar auf dem Flugplatz von Voghera (I) entdeckt die italienische Polizei im Juli ein umfangreiches Arsenal, mittendrin Lenkvorrichtungen für Schiffs- und Flugabwehrraketen und sogar eine ausgewachsene Mittelstreckenrakete (BLICK berichtete). Auch den Kollegen, der zurzeit in Italien im Hausarrest ist, verteidigt Armando D. gegenüber BLICK: «Die Mittelstreckenrakete war keine Waffe, sondern reine Dekoration.» 

* Namen geändert

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