Mitten in der Corona-Krise überraschen uns gute Nachrichten: Nicht allen Schweizerinnen und Schweizern ging es während des Lockdowns schlecht. Im Gegenteil. Vielen ging es besser als vorher. Sie waren weniger gestresst. Sie hatten mehr Zeit für die Dinge, die ihnen wichtig sind. Und sie lernten, sich an den kleinen Dingen zu freuen.
Klar, wir dürfen nicht vergessen, dass Covid-19 insbesondere für Senioren und Personen mit Vorerkrankungen eine tödliche Bedrohung ist. Wir dürfen nicht vergessen, dass es Menschen gibt, die im Lockdown unter Einsamkeit und Existenzängsten litten und die weiterhin leiden. Aber die unerwartete Pause von unserem Alltag hat eben auch vielen Leuten gutgetan – abgesehen von fehlenden Umarmungen und Besuchen bei den Grosseltern.
Diese Erleichterung, dieses fast hörbare Aufatmen vieler Menschen sollte uns zum Nachdenken bringen. Wir sollten uns fragen, ob wir wirklich wieder in die vorherige Normalität zurückkehren wollen. Kaum jemand vermisste während des Lockdowns die verstopften Strassen, die dreckige Luft, die vollen Züge, die hektischen Menschenmengen, den Konsumwahn und den Leistungsdruck.
Warum also drücken wir nicht auch in Zukunft – ganz freiwillig und ohne ein bedrohliches Virus – etwas auf die Bremse? Warum steigen wir nicht aus dem sich immer schneller drehenden Karussell aus? Und ersetzen die Devise «immer mehr» durch «weniger ist mehr»? Dass es uns guttun würde, wissen wir jetzt ja ...