Daumen verkreuzt. Schweizer Militäruniform montiert. Blick in die Kamera gerichtet. Klick. Mit diesem Doppeladler-Foto flog Jetmira Avdili (28) 2013 international in die Schlagzeilen. Ein Foto reichte, um die Solothurnerin auf Social Media zur Berühmtheit zu machen. Ihr Militär-Bild liess die Follower-Zahl auf 66'000 hochschiessen. Ihre Karriere als Influencerin auf Instagram war lanciert.
In der Liebe traf Amor ins Herz: Avdili schwebte vor rund drei Jahren auf Wolke sieben. Mit ihrem Ex teilte sie alles – so auch die Login-Daten. Vertrauensbeweis sollte es sein. Ein grosser Fehler war es.
«Nach einem heftigen Streit loggte sich mein Ex in mein Konto ein und änderte E-Mail-Adresse und Passwort. Er wollte mir zeigen, dass er Macht über mich hat», sagt Avdili zu Blick. «Dumm nur, dass er sich später nicht mehr an die Änderungen erinnern konnte.»
Die Influencerin verlor darum den Zugriff auf ihr Insta-Profil. «Ich versuchte, mich einzuloggen. Immer wieder. Irgendwann brach ich zusammen», erinnert sich Avdili. «Er hat mir einen Teil meiner Identität weggenommen und ich konnte nichts dagegen tun.»
Enorme Konsequenzen
Ganze zweieinhalb Jahre blieb ihr Profil für alle sichtbar, jedoch inaktiv. Mit drastischen Folgen für die Influencerin: «Mein Ex-Freund hat mit seiner Rache-Aktion fast meine Existenz zerstört», so Avdili. «Ich konnte nicht mehr mit Agenturen und sonstigen Unternehmen zusammenarbeiten, wodurch meine Social-Media-Karriere extrem gelitten hat.» Durch die Inaktivität habe Avdili rund 30'000 Follower verloren.
Ihre Beziehung ging in die Brüche: «Nach dem Aus mit meinem Ex war es schwierig, jemand Neues kennenzulernen», sagt die Single-Frau. «Ich wurde immer auf die Fotos und Videos mit meinem Ex aufmerksam gemacht. Ständig musste ich mich erklären und rechtfertigen. Irgendwann macht das einfach nur müde.»
Fake-News über Fake-Account verbreitet
Zwar habe sie versucht, neue Insta-Accounts aufzubauen – jedoch erfolglos. «Die Leute gingen von Fake-Accounts aus und meldeten diese», sagt Avdili. «Solche gab es tatsächlich auch. Beispielsweise hat jemand meine Videos genommen, diese bearbeitet und auf TikTok geteilt. Über den Kanal wurden dann Fake-News über mich verbreitet.»
So habe es etwa geheissen, dass sie sich umbringen wolle oder sich als Schweiz-Kosovarin in Serbien aufhalte. «Man kann sich ja vorstellen, wie die albanische Community darauf reagiert hat», sagt Avdili. Wer hinter den Fake-Accounts steckt, weiss sie bis heute nicht – obwohl sie Anzeige bei der Kantonspolizei Solothurn eingereicht hat.
Lektion fürs Leben
Letzten Herbst schliesslich konnte ein Bekannter aus dem Kosovo ihr endlich wieder Zugang zu ihrem Account verschaffen. Wie er das genau gemacht hat, weiss Avdili nicht. Doch: «Ich war extrem erleichtert. Driton Nuhiu hat mir geholfen, diesen Teil von mir zurückzuholen und nun wieder selbst darüber bestimmen zu können.»
Das Erlebte sei eine Lektion fürs Leben gewesen, so Avdili. Sie werde niemandem mehr vertrauen, wenn es um ihre persönlichen Daten gehe. Und möchte andere warnen: «Menschen sind zu allem fähig. Und seien wir ehrlich: Jemand, der euch vertraut, verlangt solch intime Daten nicht.»