Von einer umfassenden Beichte zu sprechen, sei allerdings «noch zu früh», wurde betont. Zuvor hatte der Nachrichtensenders N24 gemeldet, Josef F. habe ein umfassendes Geständnis abgelegt. Er habe seine Tochter jahrzentelang eingesperrt und missbraucht und er sei der Vater der sieben Kinder. Laut Medienberichten hat F. zudem eines der tot geborenen Babys verbrannt.
Der 73-Jährige sei festgenommen worden, nachdem das älteste Kind in der vergangenen Woche bewusstlos in ein Spital eingeliefert wurde, teilte die Polizei am Sonntag mit.
Die 19-Jährige hatte demnach wie zwei Geschwister ihr ganzes Leben mit der heute 42-jährigen Mutter in dem Verlies verbracht. Die drei anderen Kinder wohnten beim 73-Jährigen und seiner Ehefrau. Das siebte starb kurz nach der Geburt, weil es nicht versorgt worden sei. Der Mann verweigert nach Angaben der Polizei die Aussage.
In dem aktuellen Fall in der niederösterreichischen Stadt Amstetten sagte das Opfer bei der Polizei aus, sie sei bereits seit ihrem elften Lebensjahr immer wieder von ihrem Vater vergewaltigt worden. DNA-Analysen sollen jetzt klären, ob der Mann tatsächlich der Vater der sechs Kinder ist, sagte der Leiter des Landeskriminalamtes Niederösterreich, Franz Polzer, bei einer Medienkonferenz in Amstetten.
Wie die Frau nach ihrer Befreiung angab, hatte ihr Vater sie im August 1984 in den Keller gelockt, gefesselt und eingesperrt. Zu diesem Zeitpunkt war sie bei der Polizei von ihm als «vermisst» gemeldet worden.
Aufdeckung ein Zufall
Die Polizei kam dem Mann auf die Spur, als die 19 Jahre alte Tochter der Frau mit einer seltenen Krankheit in ein Spital eingeliefert wurde.Die Behörden riefen via Medien die seit Jahren als vermisst geltende Mutter auf, sich zu melden. Elisabeth F. hat dies im Fernseher gesehen und hat Offenbar ihren Vater derartig bedrängt haben, dass er am Samstag mit ihr ins Spital gefahren ist. Beim Krankenhaus wurde er festgenommen, verweigerte aber vorerst jegliche Aussage. Bei der Einlieferung in ein Spital in Amstetten sei ein handgeschriebener Brief der Mutter gefunden worden, in dem sie um Hilfe für das Mädchen gebeten habe, berichtete die Polizei.
Nach Angaben der Polizei machte die Frau einen äusserst verstörten psychischen Eindruck und war in schlechter körperlicher Verfassung. Erst nach einem längeren Gespräch und der Zusicherung, dass es zu keinem Kontakt mit dem Vater mehr kommen und auch für ihre Kinder gesorgt werde, war sie zu einer umfassenden Aussage bereit.
Ehefrau wusste nichts
Drei der Kinder sollen gemeinsam mit dem Verdächtigen und dessen Ehefrau normal in den Wohnräumen des Hauses gelebt haben. Sie sind laut Polizei zur Schule gegangen und bei guter Gesundheit. Der Verdächtige habe gegenüber den Behörden vorgegeben, seine vermisste Tochter habe ihm die Kinder vor die Tür gelegt – und diese anschliessend als private Pflegefälle adoptiert.
Die drei anderen Kinder hausten den Angaben zufolge mit der 42- Jährigen im Keller ohne medizinische Versorgung. Die Ehefrau des Verdächtigen will von den Vorgängen im Keller nichts mitbekommen haben.
Ohne Sonnenlicht in völliger Isolation
Was die Opfer in dem Haus erleben müssen, ist ausserhalb jeglicher Vorstellungskraft: Drei der Kinder der 42-Jährigen dürften gemeinsam mit dem Verdächtigen und dessen Ehefrau normal in den Wohnräumen gelebt haben, während im Keller darunter Elisabeth F. mit den anderen drei – ein heute Fünfjähriger, ein 18-Jähriger sowie die 19-jährige Erkrankte (das genaue Alter war aufgrund der Umstände aber vorerst nicht genau eruierbar) ohne Sonnenlicht in völliger Isolation eingesperrt dahinvegetierten.
Nach Angaben der Polizei handelt es sich bei dem elektronisch gesicherten «Verlies», das der Rentner an seine Werkstatt angebaut hatte, um drei sehr enge und nur etwa 1,70 Meter hohe Räume mit einer sanitären Anlage, Kochnische und unebenem Boden. In den Räumen gebe es nur ein Fenster, hiess es.
Gummizelle und eine Kochplatte
Jetzt suchen Ermittler den Keller auf jeden Zentimeter ab. Allerdings mit grosser Vorsicht, denn man befürchtet, dass der sadistische Josef F. Fallen gelegt haben könnte, um Flucht- oder Zugangsversuche zu verhindern. Das Verlies stellt sich als regelrechte Anlage unter dem Einfamilienhaus heraus – und das mitten in einem belebten Wohnquartier.
Mehrere Räume hatte Josef F. angelegt – sogar eine Gummizelle wurde gefunden! Die beengten Verhältnisse des Kellergefängnisses machen es unmöglich, dass sich zu viele Polizisten aufs Mal dort aufhalten können. Die engen Räume waren lediglich mit Betten ausgestattet. In einem weiteren Raum gabs eine Kochplatte. Das Verlies hatte aber auch sanitäre Anlagen wie WC und Duschgelegenheiten, wie Oberst Franz Bolzer gegenüber der «Krone» berichtet.
Man fand elektrische Anschlüsse und eine Heizung. Auch eine Luftzufuhr muss es gegeben haben. Kurz: Josef F. hatte sich mit dem Ausbau des Kellers wohl über Jahre beschäftigt, bevor er seine Tochter im Alter von 18 Jahren dorthin verschleppte, mehrfach schwängerte und seither nicht mehr hinausliess.