«heute»: Ist «Valentino» eine Kunstfigur?
Valentino: Nein. Über so viele Jahre hätte ich das nicht spielen können. Ich bin so.
Dieser Valentino scheint ein Paradiesvogel zu sein. Wie beschreibst du dich selber?
Auf keinen Fall als Paradiesvogel – der wäre zu farbig. Ich bin ein Südländer. In Brasilien oder Italien falle ich gar nicht auf – dort sind alle so. Ich bin offen, lustig und manchmal laut. In der Schweiz bin ich eben ein bisschen bunter als die Wolken und die Mehrheit der anderen.
1993 hast du die Schere aus der Hand gelegt, um dich um deine Firma zu kümmern. Vermisst du die Arbeit im Salon?
Klar, immer wieder. Haare schneiden ist etwas sehr schönes, vor allem der Kundenkontakt – und wie ein Künstler konnte ich etwas kreieren. Beim Haare schneiden ergeben sich tolle Gespräche!
Warum schneidest du dann nicht wieder?
Meine Arbeit ist heute das Management, ausserdem machen das jetzt meine Coiffeure. Ich schneide nur meiner Tochter und meiner Freundin die Haare, und das meistens spontan.
Wie hältst du dich denn über Trends auf dem Laufenden?
Wenn man das Auge hat, erkennt man Trends. Es gibt Tendenzen, die an Promis aufgehängt werden. Der Coiffeur kreiert keinen Trend – sondern der Träger. Wir müssen und sind auch immer «à jour».
Ein Vorbild in Sachen Frisur?
Madonna – sie ist eine Vorreiterin der Veränderungen. Bei den Männern? Brad Pitt. Er trägt in jedem Film eine andere Frisur und sieht immer gut aus.
Dein Geschäftsgeheimnis?
Leistung. Ich war nie der Beste – aber zu den Guten gehörte ich, hoffe ich. Viel, viel Leistung zahlt sich irgendwann aus.
Dein Zopf ist dein Markenzeichen...
Das ist kein Zopf, sondern ein Chignon (lacht). Den trage ich seit 27 Jahren. Meine Haare sind fast nicht zu bändigen. Der Chignon ist bequem, praktisch und sieht sauberer aus. Obwohl es jetzt langsam Zeit für eine Veränderung wird.
Wenn du etwas an deiner Vergangenheit ändern könntest: Was wäre es?
Nichts. Es war schon «cheibe guet» (grins). Ich war ein Lausbub und habe später doch einiges erreicht. Vielleicht würde ich noch mehr Gas geben – noch mehr lernen. Ich habe zum Beispiel nie studiert.