Verstirbt heute fast jeder zehnte Corona-Hospitalisierte, waren es vor rund drei Wochen noch etwa sechs Prozent der Patienten. Das bestätigt Manuel Battegay dem «Tages-Anzeiger». Battegay ist Vizeleiter der wissenschaftlichen Corona-Taskforce des Bundes. Die Spitalsterblichkeit liege nun «etwa so hoch wie bei der ersten Welle», sagt der Chefarzt am Universitätsspital Basel.
Auch das Durchschnittsalter der Hospitalisierten sei in den vergangenen drei Wochen von 62 auf 67 Jahre gestiegen. Bei der ersten Welle lag der Mittelwert bei 69 Jahren.
Ob es auch in der Schweiz zu einem reduzierten Lockdown mit Massnahmen wie bei den Nachbarn Deutschland, Frankreich oder Italien kommen könnte, will Battegay nicht ausschliessen: «Das wird sich schon bald zeigen.» Die jetzt verkündeten Massnahmen seien «für die nächsten Wochen das absolute Minimum. Dann müssen wir weiterschauen.»
Mahnt zu «Gemeinschaftsverantwortung»
Man könne «erst im Frühjahr 2021 sagen, was funktioniert», so der Infektiologe. Kurze Lockdowns seien wegen des Jo-Jo-Effekts zu vermeiden. Sie müssten wiederholt werden, was letztlich einem dauerhaften Lockdown gleichkommen würde.
Schlüssel sei die disziplinierte Einhaltung von Massnahmen. Das werde «unterschätzt», sagt der Spezialist für Spitalhygiene: «Es braucht in allen Teilen der Bevölkerung wieder ein vermehrtes Engagement, die Schutzmassnahmen anzuwenden.» Ein «legerer Umgang» mache alle Anstrengungen von grossen Teilen der Bevölkerung zunichte.
Eigenverantwortung greife bei leicht übertragbaren Infektionskrankheiten «grundsätzlich viel zu kurz, schliesslich steckt man andere an», so Battegay. Es brauche auch «Gemeinschaftsverantwortung aller Beteiligten». (kes)