In Susch GR scheint die Engadiner Sonne. Während Büroangestellte im Unterland schwitzen, sitzen die Glücklichen in Radlerhosen oder Töffkluft hier oben im Restaurant Susasca, um nach einem Kaffee den Flüela nach Davos unter die Räder zu nehmen oder in Richtung Oberengadin zu rollen.
Im Anbau des gelben Engadinerhauses sind Wanderschuhe und Walkingstöcke aufgereiht. Eine Treppe führt zum Fitnessraum und in den Wellnessbereich, die Gänge bevölkern Frauen und Männer in Fitnesskleidung. Was heute wie ein Hotel wirkt, war früher tatsächlich eines. Seit 2010 ist es jedoch mit «Clinica Holistica Engiadina» angeschrieben – es ist die einzige ganz auf Burn-out spezialisierte Klinik in der Schweiz. Ein Paradies für Topmanager, die Ferien auf Kosten der Allgemeinheit machen?
Weit gefehlt. Wer hier für vier bis sechs Wochen einquartiert ist, hat meist eine lange Leidenszeit hinter sich – und einen steinigen Weg zurück ins Leben vor Augen. Über mangelnde Auslastung kann sich Mattias Bulfoni, Mehrheitseigner und Gründer der Klinik, nicht beklagen. «Als wir das Projekt Ende der Nullerjahre starteten, wurden wir belächelt: Was baut ihr eine Klinik für diese Simulanten? Heute lacht keiner mehr.»
Burn-out ist in der Mitte der Gesellschaft angekommen
Es kann jeden treffen. So begegent in der Klinik der CEO der Hausfrau, die Studentin dem Eisenleger. «Es trifft immer mehr einfache Arbeiter», sagt Bulfoni. Der Suscher kritisiert, dass Burn-out von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) immer noch nicht als eigenständige Krankheit anerkannt ist, sondern in der Klassifikationsliste nur als «Zusatzdiagnose» geführt wird.
Chefarzt Sven Sauter will sich dazu nicht äussern, das sei eine «politische Frage». Entschieden aber tritt er der Auffassung entgegen, dass Burn-out einfach ein netterer Begriff für Depression sei. Als Hauptsymptome nennt er Erschöpfung, Entfremdung von den Mitmenschen, Verlust der Leistungsfähigkeit.
«Im Gegensatz zu Depressiven», so Sauter, «sind Burn-out-Patienten oft voller Ideen. Sie haben aber nicht mehr die Kraft, diese umzusetzen.» Oft entwickle sich aus dem Burn-out eine Depression. Chefarzt wie Klinikgründer betonen: Der Druck auf den Einzelnen hat extrem zugenommen, von allen Seiten.
Jeder hat Angst, der nächste zu sein, dem gekündigt wird
Zum Beispiel der Sanitär: Seit der letzten Sparrunde müssen sie den Pikettdienst zu zweit abdecken. Jeder hat Angst, der Nächste zu sein, der wegrationalisiert wird. Weil seine Frau Spätschicht arbeitet, muss der Sanitär die Kinder von der Krippe abholen – dabei wollte er doch eigentlich länger arbeiten, um sich beim neuen Chef zu empfehlen!
Während er bei der Arbeit das Gefühl hat, immer einen Schritt im Rückstand zu sein, stresst ihn zusätzlich der Gedanke, dass er auf die spitze Bemerkung gegen ihn in der Whatsapp-Gruppe des Ruderklubs immer noch nicht reagiert hat. Schon länger quält er sich zur Arbeit, doch er hat gelernt, Stärke zu zeigen, wenns schwierig wird. Als ihm der neue Chef eröffnet, dass nicht er, sondern sein Kollege befördert wird, bricht er zusammen.
Man nimmt sich die Zeit nicht mehr
Die Gründe für ein Burn-out sind vielfältig, sagt Maya Krell, Leitende Psychologin der Klinik. Doch das – fiktive –
Beispiel des Sanitärs sei typisch. Krell beklagt den Wandel in der Arbeitswelt: «Früher ging man mit der Kollegin noch etwas trinken, wenn man schneller mit der Arbeit fertig war. Heute kommt einem das schon gar nicht mehr in den Sinn.»
Was braucht es, damit Betroffene wie unser Sanitär wieder Boden unter den Füssen bekommen? Zuerst einmal werden sie in der Clinica Holistica zum Laktattest geschickt – wie Spitzensportler im Aufbautraining. Das Resultat gibt erste Hinweise darauf, wo das Problem liegt: Ist der Patient nicht fit, fehlt ihm wahrscheinlich die Verbindung zu seinem körperlichen Wohlbefinden. Strampelt er auf dem Hometrainer los wie ein Tour-de-France-Fahrer im Zielsprint, liegt der Verdacht nahe, dass es sich um Überehrgeiz handelt.
Patienten aus dem Dauerstress führen
In der holistischen, also ganzheitlichen Klinik wird von Qigong über autogenes Training bis zu Musiktherapie alles angeboten, was die Betroffenen aus dem Dauerstress herausführen kann. Die Techniken helfen auch, dass Patienten erkennen, was sie belastet – und was sie ändern müssen in ihrem Leben. Lernen, Nein zu sagen, ist eine Antwort, Jobwechsel eine andere. An Depression Erkrankte werden aber auch mit Antidepressiva behandelt.
Ist das Burn-out nicht zuletzt ein lukratives Geschäftsfeld? Bulfino lächelt: Die Rechnung gehe auf. Aber wenn er wirklich Geld machen wollte, müsste er seine Therapieplätze reichen Kasachen oder Saudis anbieten – an Angeboten mangle es nicht. Dies interessiere ihn aber nicht: «Ich wollte eine Klinik für alle.» Tatsächlich liegt heute der Anteil an allgemein Versicherten in der Clinica Holistica bei zwei Dritteln.
Und was tut der viel beschäftigte Unternehmer und Investor, damit er selbst kein Burn-out bekommt? Er nimmt sich Zeit. Zum Beispiel beim Jagen: «Dann bin ich nur auf die Steinböcke fixiert, denke an nichts anderes mehr.»
Dass sein Handy dabei zu Hause bleibt, ist für ihn so selbstverständlich, dass er dies erst auf Nachfrage erwähnt.
- Gegen Stressphasen ist nichts einzuwenden. Sie können im Gegenteil belebend wirken. Darauf müssen aber Phasen der Entspannung folgen. Fehlen diese, werden wir auf Dauer krank. Ist dies so, kann die Devise nur noch heissen: Stress, lass nach! Alles, was dazu beiträgt, ist erwünscht.
- Zum Beispiel Sport: Mens sana in corpore sano – in einem gesunden Körper steckt ein gesunder Geist. Die Weisheit der alten Römer gilt noch heute. Ob Joggen, Fussball oder Schwimmen: Bewegung an der frischen Luft entspannt und gibt eine starke Konstitution. Diese wiederum hilft, Krisen besser zu bewältigen.
- Oder Entspannungstechniken wie autogenes Training, Meditation und Tai-Chi: Finden Sie, was Ihnen zusagt und Ihnen hilft, den Geist zu entspannen.
- Schützen Sie sich vor Stress am Arbeitsplatz: Sprechen Sie Konflikte an. Delegieren Sie, wenn die Arbeit zu viel wird. Weisen Sie ungerechtfertigte Kritik zurück. Fordern Sie Feedback ein. Ist Ihnen eine Aufgabe nicht klar oder ergibt sie für Sie keinen Sinn fragen Sie nach.
- Schalten Sie regelmässig Ihr Smartphone aus: wenn Sie konzentriert an etwas arbeiten, wenn Sie sich gerade entspannen wollen. Wer immer auf Empfang ist, kann sich nicht erholen.
- Fällt Ihnen schwer, jemandem eine Bitte abzuschlagen? Machen Sie bei der Arbeit alles lieber selbst? Lernen Sie, auch einmal Nein zu sagen! Seien Sie versichert: Die Welt wird sich trotzdem weiterdrehen.
- Kampf dem Perfektionismus! Wem seine Arbeit nie gut genug ist, droht auszubrennen.
- Ehrlich währt am längsten: Erkennen Sie die Symptome und gestehen Sie sich ein, dass Sie ein Problem haben. Verfolgt Sie die Arbeit in den Schlaf, der immer schwieriger zu finden ist? Sind Sie auch nach dem Wochenende erschöpft oder nach den Ferien? Dann ist es Zeit zu handeln.
- Ist es so weit, glauben Sie nicht, dass auf die Zähne beissen hilft. Lassen Sie sich helfen: Sprechen Sie mit einer Vertrauensperson aus der Familie oder dem Freundeskreis, wenden Sie sich an Ihre Ärztin oder einen Psychiater.
- Schleppen Sie sich nur noch zur Arbeit, empfinden Sie keine Freude mehr im Leben, fühlen Sie sich von Ihren Mitmenschen distanziert? Reden Sie mit Ihrem Arzt über Antidepressiva.
- Gegen Stressphasen ist nichts einzuwenden. Sie können im Gegenteil belebend wirken. Darauf müssen aber Phasen der Entspannung folgen. Fehlen diese, werden wir auf Dauer krank. Ist dies so, kann die Devise nur noch heissen: Stress, lass nach! Alles, was dazu beiträgt, ist erwünscht.
- Zum Beispiel Sport: Mens sana in corpore sano – in einem gesunden Körper steckt ein gesunder Geist. Die Weisheit der alten Römer gilt noch heute. Ob Joggen, Fussball oder Schwimmen: Bewegung an der frischen Luft entspannt und gibt eine starke Konstitution. Diese wiederum hilft, Krisen besser zu bewältigen.
- Oder Entspannungstechniken wie autogenes Training, Meditation und Tai-Chi: Finden Sie, was Ihnen zusagt und Ihnen hilft, den Geist zu entspannen.
- Schützen Sie sich vor Stress am Arbeitsplatz: Sprechen Sie Konflikte an. Delegieren Sie, wenn die Arbeit zu viel wird. Weisen Sie ungerechtfertigte Kritik zurück. Fordern Sie Feedback ein. Ist Ihnen eine Aufgabe nicht klar oder ergibt sie für Sie keinen Sinn fragen Sie nach.
- Schalten Sie regelmässig Ihr Smartphone aus: wenn Sie konzentriert an etwas arbeiten, wenn Sie sich gerade entspannen wollen. Wer immer auf Empfang ist, kann sich nicht erholen.
- Fällt Ihnen schwer, jemandem eine Bitte abzuschlagen? Machen Sie bei der Arbeit alles lieber selbst? Lernen Sie, auch einmal Nein zu sagen! Seien Sie versichert: Die Welt wird sich trotzdem weiterdrehen.
- Kampf dem Perfektionismus! Wem seine Arbeit nie gut genug ist, droht auszubrennen.
- Ehrlich währt am längsten: Erkennen Sie die Symptome und gestehen Sie sich ein, dass Sie ein Problem haben. Verfolgt Sie die Arbeit in den Schlaf, der immer schwieriger zu finden ist? Sind Sie auch nach dem Wochenende erschöpft oder nach den Ferien? Dann ist es Zeit zu handeln.
- Ist es so weit, glauben Sie nicht, dass auf die Zähne beissen hilft. Lassen Sie sich helfen: Sprechen Sie mit einer Vertrauensperson aus der Familie oder dem Freundeskreis, wenden Sie sich an Ihre Ärztin oder einen Psychiater.
- Schleppen Sie sich nur noch zur Arbeit, empfinden Sie keine Freude mehr im Leben, fühlen Sie sich von Ihren Mitmenschen distanziert? Reden Sie mit Ihrem Arzt über Antidepressiva.