Samstag früh, kurz nach sechs Uhr Ortszeit. Der erste Morgen des islamischen Opferfests. Eigentlich sollen an diesem Tag keine Todesurteile vollstreckt werden. Und doch wird Saddam Hussein in einem früheren Stützpunkt seines Armee-Geheimdiensts am Stadtrand von Bagdad zum Galgen geführt. «Für ihn», erklärt später der Sicherheitsberater der Regierung, Muwaffak al-Rubai, «hatten wir uns ein besonderes Datum ausgesucht.»
Al-Rubai ist einer von 14 Zeugen der Hinrichtung im Morgengrauen. Er kann den irakischen Ex-Diktator, der auf seinem letzten Gang ein offenes weisses Hemd und einen langen schwarzen Mantel trägt, aus nächster Nähe beobachten. Saddam habe noch ein paar Worte mit seinen Henkern gewechselt, beschreibt al-Rubai die gespenstische Szene.
So dicht steht al-Rubai bei dem Todeskandidaten, dass er sogar ein kurzes Lachen und die letzten Worte Saddams hören kann. «Ich habe keine Angst vor dem Tod», soll Saddam gesagt haben, als man ihm die Schlinge um den Hals legte. Fast bewundernd beschreibt al-Rubai, wie der frühere Herrscher seinen Henkern ein letztes Zugeständnis abtrotzt. Er wird mit unverbundenen Augen sterben. Und ohne ein Wort der Reue für all das, was er dem Irak und den Irakern während 24 Jahren Gewaltherrschaft angetan hat.
«Ich habe sein Genick brechen hören»
Noch einmal spricht Saddam das muslimische Glaubensbekenntnis: «Es gibt keinen Gott ausser Gott und Mohammed ist sein Prophet.» Seine gefesselten Hände klammern sich an den Koran. «Im Augenblick des Todes», sagt al-Rubai mit unverhohlener Zufriedenheit, «war Saddam Hussein ein gebrochener Mann.»
Und dann, sagt al-Rubai, sei alles ganz schnell gegangen. Als der Henker die Falltür öffnete, sei Saddam mehrere Meter nach unten gestürzt. «Ich habe sein Genick brechen hören», berichtet Sami al-Askari, ein Mitarbeiter von Premierminister Noury al-Maliki, das Ende des Diktators, der über eine Million seiner Landsleute auf dem Gewissen gehabt haben soll.
Der Tyrann endet in einem weissen Leichentuch
«Saddam Hussein war sofort tot», sagt auch al-Rubai. Und noch während die Leiche des Diktators aus der Schlinge gehoben und in ein weisses Leichentuch gelegt wird, gibt der Berater schon die künftige Sprachregelung der irakischen Regierung vor: «Saddam Hussein hatte einen fairen Prozess. Es gibt keinen Grund, die Rechtmässigkeit seiner Hinrichtung infrage zu stellen.»