Kein Wunder, begann sein Absturz in dem Moment, als andere Helden ins Rampenlicht zu drängen begannen: die Beatles, Bob Dylan, die Stones: Sie stahlen dem King die Show.
Damit schwand sein Lebenselixier: das Scheinwerferlicht, das Blitzlichgewitter. Behauptet zumindest der deutsche Psychiater Borwin Bandelow. Der Wissenschaftler sagt: Elvis war krank – und zwar von Anfang an.
«Wer es im Pop- und Showbusiness bis ganz nach oben schafft, kann kein ganz gesunder Mensch sein», schreibt Bandelow in seinem Buch «Celebrities. Vom schwierigen Glück, berühmt zu sein» (Rohwolt). Seine These: Künstler wie Elvis, Michael Jackson, Billie Holiday, Kurt Cobain oder auch Robbie Williams leiden – oder litten – am Borderline-Syndrom. Der extreme Hang zur Selbstdarstellung und das krankhafte Streben nach Aufmerksamkeit ist ein klassisches Symptom dieser Persönlichkeitsstörung.
Krankheit macht kreativ
Der Psychiater studierte die Stars und kam zum Schluss: Gerade der ständige Kampf um Anerkennung und die tiefe Angst vor dem Absturz würde Cobain und Co. die Kraft geben, die Leiter nach oben zu klettern. Bleibe die Aufmerksamkeit jedoch aus, drohten Depressionen, Sucht, Suizidgefahr. Bandelow: «Beifall wirkt wie Koks für die Seele.»
Elvis ging also nicht zu Grunde, weil er (zu) berühmt war: «Die meisten Leute denken, dass Stars durchdrehen, weil sie in Drogenkreise geraten oder den Ruhm nicht verkraften. Es ist genau umgekehrt. Erst ist man verrückt, dann wird man berühmt – nicht trotzdem, sondern gerade deswegen.»
Vielleicht war sich Elvis dessen ja bewusst. Als sein Reich schwand, begann der König den Rückzug: nach Graceland, seinem Anwesen, wo er sein riesiges rundes Bett nicht mehr verliess. Ausser für die paar Schritte zum Tablettenschrank.