Vier Polizisten stürzen sich auf Gärtnermeister Franz Arnold (47) aus Altendorf SZ. Sie legen ihn in Handschellen, nehmen ihn fest und stecken ihn über das Wochenende in die Psychiatrie. Weil er eine Rechnung von 66 Franken nicht bezahlte. Für Arnold ist klar: «Die Aktion war unverhältnismässig. Seither sehe ich Polizisten mit anderen Augen.»
Bundesgericht rügt und rät, den Staatsanwalt zu wechseln
Der Albtraum ist vier Jahre her. Seitdem kämpft der Gärtner mit allen Mitteln gegen die Schwyzer Justiz. Nun erhält er mächtige Rückendeckung: vom Bundesgericht. Der Fall muss neu untersucht werden. Lausanne rät auch, den Staatsanwalt zu wechseln. Es sei «offensichtlich eine gewisse Unwilligkeit» vorhanden, die «Sache erhellend abzuklären». Der Rüffel zeigt Wirkung: Ein neuer Staatsanwalt übernimmt, heisst es auf Anfrage bei den Schwyzer Behörden.
Arnold begrüsst den Entscheid, freuen kann er sich trotzdem nicht. Er schildert BLICK die rabiate Verhaftung im Detail: Der Schwyzer erwacht frühmorgens im Bett, als er einen Mann entdeckt, der vor seinem Fenster im Gebüsch kauert. Plötzlich schreit jemand: «Jetzt gehts los!» Sekunden später hämmert es an der Haustüre. Draussen stehen zwei Polizisten. Sie sagen Arnold, er müsse mit aufs Betreibungsamt.
«Er riss mir ohne Warnung den Arm auf den Rücken»
Der Gärtner wird abgeführt. Vor dem Haus möchte er kurz seinen Lieferwagen umparkieren. Die Situation eskaliert. «Ein Polizist riss mir ohne Vorwarnung den Arm auf den Rücken», sagt Arnold. «Er knallte meinen Kopf mit voller Wucht auf ein Auto.»
Als ihn die Polizei in Handschellen legt, bricht er zusammen: «Mein Körper war am Ende.» Zwei weitere Polizisten eilen dazu und rufen die Ambulanz. Die Notfallärztin diagnostiziert eine psychische Störung, obwohl Arnold ihr bewusst keine Fragen beantwortet: «Ich bat nur um einem Anwalt», sagt er.
Psychiatrie muss ihn wieder entlassen
Sein Wunsch bleibt unerhört. Die Polizei bringt Franz Arnold in die psychiatrische Klinik Oberwil ZG. Erst nach 24 Stunden darf er mit seinem Anwalt telefonieren, der nach dem Wochenende die sofortige Entlassung veranlasst. Die Diagnose ist eindeutig: «Franz Arnold ist zu 100 Prozent arbeitsfähig. Er ist weder eine Gefahr für sich noch für andere.»
Rückblickend betont Arnold: «Ich will, dass die vier Polizisten zur Rechenschaft gezogen werden. Ihr Vorgehen war grundlos und brutal.» Tatsächlich ist Arnold weder vorbestraft, noch war er je in psychiatrischer Behandlung. Auch Schulden hat er nicht.
Die 66 Franken hat er längst bezahlt.