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Fischsterben wegen AKW
Bund reagiert auf heissen Sommer 2018

Letzten Sommer starben im Rhein 90 Prozent aller Äschen. Nun ändert der Bund die Regeln für AKW-Kühlwasser.
Publiziert: 15.06.2019 um 23:58 Uhr
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Aktualisiert: 16.06.2019 um 00:18 Uhr
Eine Äsche: 90 Prozent des Bestandes sind 2018 wegen hohen Temperaturen im Rhein verendet.
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Cyrill Pinto

Im August 2018 war es wochenlang brütend heiss, Regen fiel kaum. Die Wassertemperaturen in Aare und Rhein stiegen so hoch, dass sie ein für Fische lebensbedrohliches Niveau erreichten. Besonders für die einheimische Äsche wurde es zu warm.

Wie diese Woche bekannt wurde, verendeten damals im Rhein 90 Prozent aller Äschen. Ein Fangverbot wurde deshalb verlängert.

Es war im gleichen Rekordsommer, als das AKW Beznau die Aare und den nur wenige Kilometer entfernten Rhein zusätzlich aufheizte. Obwohl die ­Wassertemperatur in der ersten Augustwoche bereits die kritische Grenze von 25Grad überschritt, strömte weiter warmes Kühlwasser in die Aare.

Gefährliche Fehleinschätzung

Weder das kantonale Umweltamt noch der Bund sahen sich in der Pflicht, eine Drosselung der beiden Kraftwerksblöcke anzuordnen. Lokale Fischer forderten damals im SonntagsBlick, die Kraftwerksblöcke mit geringerer Leistung laufen zu lassen. Erst nach Erscheinen des Berichts reduzierte die Axpo den Betrieb «signifikant», wie das Unternehmen mitteilte.

Offenbar war die Zuständigkeit dafür, wie viel aufgeheiztes Kühlwasser in die Aare strömen darf, nicht klar genug geregelt. Grundlage bildet eine Konzession zur Einleitung von Warmwasser aus dem Jahr 1997. Darin gingen die Experten des Bundes davon aus, dass die 22-Grad-Marke im Fluss beinahe nie überschritten werde – wie sich nun zeigt, war das eine gefährliche Fehleinschätzung.

Ständerat Roberto Zanetti, der auch Präsident des Fischerei-Verbands ist, reichte wegen der unklaren Zuständigkeiten beim AKW Beznau im Herbst eine Interpellation ein.

Mit Extremereignissen rechnen

Der Bundesrat antwortete, die Bundesämter für Energie (BFE) und Umwelt (Bafu) arbeiteten daran, die Konzession der AKW-Betreiberin zu überprüfen und gegebenenfalls anzupassen. BFE-Sprecherin Marianne Zünd teilte nun auf Anfrage von SonntagsBlick mit, die Anpassung der Einleitungsbewilligung sei in Arbeit, der Entscheid werde in den nächsten Wochen kommuniziert.

Laut Zanetti besteht dringend Handlungsbedarf: «In Zukunft müssen wir vermehrt mit solchen Extremereignissen wie im letzten Sommer rechnen. Ab wann die Betreiber von Beznau die Leistung des AKWs drosseln, muss deshalb klar und verbindlich geregelt werden.»

Fischer machen Druck für Gegenvorschlag

Der Nationalrat befasst sich kommende Woche mit der Trinkwasser-Ini­tiative. Sie verlangt, dass nur noch Landwirtschaftsbetriebe Subventionen erhalten, die auf Pestizide und vorbeugend verabreichte Antibiotika verzichten.

Der Schweizerische Fischerei-Verband (SFV) unterstützt die Trinkwasser-Initiative, falls das Parlament kommende Woche keinen «wirkungsvollen» Gegenvorschlag beschliesst. «In Sachen gesunde Gewässer muss dringend gehandelt werden, hiess es an der Delegiertenversammlung des SFV gestern in Solothurn. Die Delegierten zeigten sehr grosse Sympathie für die Trinkwasser-Ini­tiative, hiesst es weiter. Sie wollen nun den Entscheid des Parlaments abwarten. Sollte es keinen Gegenvorschlag geben, dürfte sich der SFV mit «grossem Engagement und mit Überzeugung» für ein Ja zur Trinkwasser-­Initiative einsetzen.

Der Nationalrat befasst sich kommende Woche mit der Trinkwasser-Ini­tiative. Sie verlangt, dass nur noch Landwirtschaftsbetriebe Subventionen erhalten, die auf Pestizide und vorbeugend verabreichte Antibiotika verzichten.

Der Schweizerische Fischerei-Verband (SFV) unterstützt die Trinkwasser-Initiative, falls das Parlament kommende Woche keinen «wirkungsvollen» Gegenvorschlag beschliesst. «In Sachen gesunde Gewässer muss dringend gehandelt werden, hiess es an der Delegiertenversammlung des SFV gestern in Solothurn. Die Delegierten zeigten sehr grosse Sympathie für die Trinkwasser-Ini­tiative, hiesst es weiter. Sie wollen nun den Entscheid des Parlaments abwarten. Sollte es keinen Gegenvorschlag geben, dürfte sich der SFV mit «grossem Engagement und mit Überzeugung» für ein Ja zur Trinkwasser-­Initiative einsetzen.

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