Fälschungen, Klagen und zwei Modelabels
Das fantastische Leben der Gebrüder Müller

Publiziert: 07.02.2008 um 09:26 Uhr
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Aktualisiert: 28.09.2018 um 15:15 Uhr
ROGGWIL BE. Vor einem Jahr mussten die beiden Schweizer Karl und Mathias Müller ihr Label MyMui auf Druck von Modegigant Prada einstellen. Nun sind die beiden Thurgauer zurück im Modebusiness.

Nur ungern erinnern sich Karl und Mathias Müller an den letzten Februar. Heute vor einem Jahr standen die beiden vor einem Scherbenhaufen. MyMui, ihr Modelabel hatte soeben vor Gericht gegen den Luxuskonzern Prada und dessen Label Miu Miu den Kürzeren gezogen. Zu ähnlich seien die Namen, befanden die Richter. Die beiden Brüder, kaum zwanzig, mussten alles verkaufen, was sie in den letzten Jahren aufgebaut hatten. Drei Monate Zeit liessen ihnen die Richter, ihre Shops in Zürich, St. Gallen und Basel zu räumen und Angestellte zu entlassen. Am Ende resultierte ein Verlust von über 50 000 Franken und ein zerstörter Traum. «Das hat weh getan», sagt Karl Müller. «Dabei hat die Geschichte so gut angefangen».

Illegaler Handel mit Fälschungen

Bereits 2004 importierte Mathias gefälschte Markenkleider aus Korea und vertickte diese in der Schweiz an Freunde und über Ebay. Das Geschäft lief blendend, bis eine Ladung am Schweizer Zoll hängen blieb. Die Polizei liess den damals 16-jährigen Thurgauer mit einem blauen Auge davonkommen.

Mathias wechselte das Geschäftsmodell und verkaufte statt Fälschungen fortan selbst gemachte T-Shirts. Bald schon umfasste seine Kollektion auch Hosen und Pullover, die sein Bruder Karl in Korea produzieren liess. «Wir wollten sportlich-elegante Mode verkaufen», sagt Karl. Kleider, die sie auch selber tragen würden. Die Entwürfe malten sie auf Blockpapier, Kapuzen und dergleichen nähten sie von Hand an. «Wir probierten einfach so lange rum, bis das Ding gepasst hat», sagt Karl. Aus einem Nebenerwerb wurde MyMui, ein Fulltime-Job im Modebusiness. Karl zog nach Korea und überwachte die Produktion.

MyMui wird Royal Sunday

2007 kam der Rückschlag: das von Prada angestrengte Gerichtsverfahren und die Auflösung von MyMui. «Für uns war die Situation doppelt beschissen», sagt Karl. Die aktuelle Kollektion musste so schnell wie möglich weg, die nächste war bereits in Planung. «Lieferanten, Verträge, alles war bereits organisiert. Da haben wir beschlossen, alles auf eine Karte zu setzen». Trotz Unstimmigkeiten rauften sie sich zusammen und gründeten das Label Royal Sunday.

Betrachtet man die aktuelle Kollektion, möchte man fast sagen, MyMui ist erwachsen geworden. Der Stil ist diskreter, die übergrossen Logos sind verschwunden. Im Sortiment sind jetzt vor allem Hemden und Blazer.

Back in Business

Soeben hat Mathias die kommende Sommerkollektion an den Stränden Thailands fotografieren lassen. Die Kleider sind bereit für den Versand. Geschäfte in Deutschland, Österreich und der Schweiz warten auf die neue Kollektion. Die Gebrüder Müller sind zurück im Business. Prada wirds nicht freuen.

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