Eiselin verkauft an Scheiche Schneetöffs

Publiziert: 09.06.2007 um 22:39 Uhr
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Aktualisiert: 06.09.2018 um 19:58 Uhr
VON MARCEL ALLEMANN
Was für ein verrückter Typ! Snowboard-Profi Urs Eiselin (30) baute mit seinem Bruder einen Schneetöff in einen Sandtöff um. Und vertreibt diese ultraschnellen Maschinen nun in den Vereinigten Arabischen Emiraten. Die Nachfrage ist riesig.

Eiselin war noch nie ein alltäglicher Sportler. So gilt der Parallelriesen-Vizeweltmeister von 2005 als der grosse Spassvogel im Snowboard-Weltcup. Und es gibt auch keine Party, die vor ihm sicher ist.

Doch ob der Luzerner auch nächste Saison noch Zeit findet, Party zu machen, ist mehr als fraglich. Denn seine Freizeit ist rar geworden.

Wegen einer genialen Erfindung.

«Angefangen hat alles mit einer verrückten Idee», erzählt Urs. Der Dubai-Fan besprach mit seinem Bruder Andreas, dass es doch toll wäre, mit einem Snowmobil über die Sanddünen zu blochen. Diese Vorstellung liess die Brüder nicht mehr los.

Sie ersteigerten sich auf eBay einen solchen Schneetöff und bauten ihn um. Vom Schneegerät zum Dünenflitzer. Das kostete viel Nerven und Geld. «Ständig flog wieder ein Motor in die Luft, weil etwas nicht zusammenpasste», erzählt Urs. Eine der grössten Herausforderungen war die Kühlung, denn in Dubai kann es bis zu 50 Grad heiss werden. Solche Verhältnisse ist ein herkömmliches Snowmobil nicht gewohnt.

«Wir waren immer wieder kurz davor aufzugeben», erinnert sich Urs, «doch am nächsten Tag hatten wir jeweils wieder eine Idee, wie wir das Problem lösen könnten.»

So ging es weiter, bis sie eines Tages mit einem Prototypen über die Dünen flitzten. Die Einheimischen trauten ihren Augen kaum, als sie dieses Gefährt an sich vorbeirasen sahen, und viele wollten wissen, wo man ein solches Teil kaufen kann. «Eigentlich hatten wir das Gefährt für das eigene Vergnügen gebaut, aber dieses Interesse brachte uns auf den Plan.»

Seit Januar bieten die Eiselins den Sand-X, wie sie den umgebauten Schneetöff tauften, zum Verkauf an. Im September werden die ersten Modelle ausgeliefert.

«Die High Society in den Emiraten ist verrückt danach», erzählt Urs. Er geht davon aus, in einem Jahr rund 75 Sand-X zu verkaufen.

Die Daten zu ihrem inzwischen patentierten Gefährt: In 2,8 Sekunden geht es von 0 auf 100. Der Sandtöff lässt sich auf 185 km/h beschleunigen. «Es gibt nichts, das auf Sand auch nur annähernd so schnell ist», schwärmt der Innerschweizer.

Und was in Zeiten von Klimawandel als Kaufargument dazukommt: Der Motor ihres Sand-X entspricht den modernsten und emissionsärmsten Technologien. Abgesetzt wird die Sandmaschine für knapp 25000 Franken.

Die Eiselins pendeln nun ständig zwischen Dubai und der Schweiz hin und her. Und Urs staunt noch immer: «Dass niemand zuvor diese Idee hatte, können wir kaum glauben.»

Entsprechend kann es sein, dass die Eiselins dank ihrer genialen Erfindung finanziell ausgesorgt haben. «Abschätzen lässt sich das aber erst in rund vier Jahren», sagt Urs und fügt mit einem Schmunzeln an: «Wenn ich bis dann mit dem Privatjet zum Interview-Termin anreise, hat es funktioniert...»

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