Den Reaktionen nach zu beurteilen, handelt es sich geradezu um eine Revolution in der Mode-Szene. Die englische Agentur «Milk Model Management» verpflichtete in diesen Tagen das 24-jährige XXL-Model Tess Munster. Die Amerikanerin hat sich denn auch zum Ziel gesetzt, die Modewelt und ihr Schönheitsideal radikal zu verändern.
Während abgemagerte, dem Schlankheits-Wahn hinterherhechelnde Models für ihr Aussehen heftig kritisiert werden, erntet das Engagement einer übergewichtigen Frau praktisch durchs Band Applaus. Sind dicke als Schönheits-Ideal weniger fragwürdig als extrem dünne Models?
«Ich kann mir nicht vorstellen, dass sich dieses neue Phänomen langfristig durchsetzen wird», sagt Erika Forster-Vannini zu Blick.ch. Die 71-Jährige ist ehemalige Schweizer Gesundheitspolitikerin und Mitglied im Verwaltungsrat der Forster Rohner AG. Das St.Galler Stickerei-Unternehmen zählt Modelabels wie Prada, Dior oder Louis Vuitton zu seinen Kunden.
Es ist bequemer, eine fülligere Figur anzustreben
«Designer wollen die Blicke der Betrachter aufs Kleid ziehen, nicht auf auffällige Models», sagt Forster-Vannini. Insofern sei es wünschenswert, dass auf beide Extreme – sowohl dicke, wie auch sehr dünne Models – verzichtet werde. «Als wirkliche Vorbilder dienen beide nicht.»
Dass dicke Frauen und Männer bei den Leuten eher auf Sympathien stossen als magere, kann sich Forster-Vannini nur schwer erklären. «Möglicherweise fällt es vielen leichter, sich mit etwas fülligeren Figuren zu identifizieren.» Es sei ja auch etwas bequemer, eine korpulentere Figur als Ideal anzustreben.
Etwas Positives kann Forster-Vannini der neuen Entwicklung aber trotzdem abgewinnen: «Die Diskussion über Schönheitsideale und Vorbildfunktionen von Modelabels wird so wieder neu entfacht.» (cat)