Hier wird der Geldtransporter ausgeräumt
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Überfall in der Waadt:Hier wird der Geldtransporter ausgeräumt

Dritter Geldtransporter-Überfall, Räuber immer brutaler, Schweizer Post bangt um Mitarbeiter
«Wir sind erschüttert über die Gewaltbereitschaft»

Schon wieder versetzen Geldtransporter-Gangster die Westschweiz in Angst und Schrecken. Es ist der dritte Überfall innert weniger Monate. In Daillens VD wurde am Montag ein Geldtransporter einer Post-Tochtergesellschaft ausgeraubt und abgefackelt.
Publiziert: 03.12.2019 um 23:17 Uhr
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Aktualisiert: 18.11.2020 um 13:21 Uhr
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Am Montagabend überfielen Gangster einen Geldtransporter in Daillens VD.
Foto: SDA
Nicolas Lurati, Dominique Rais, Céline Trachsel

Wildwest im Waadtland. Montagabend, am Rande von Daillens. Ein Dörfchen zwischen Lausanne und Yverdon. Es ist dunkel. Eine Räuberbande überfällt einen gelben Geldtransporter. Mitten auf der Strasse. Eilig hieven die Gangster ihre Beute ins Fluchtfahrzeug. Flammen lodern: Die Gauner fackeln den Geldtransporter sowie zwei ihrer Fahrzeuge ab – mit dem dritten ergreifen sie die Flucht.

Gaëlle Delacuisine (23) wird Zeugin des Überfalls, hört einen Knall. «Ich dachte, es sei ein Autounfall passiert, und ging nach draussen auf die Strasse.» Es herrscht das pure Chaos. Was sie nicht ahnt: Sie ist unfreiwillig Zeugin des dritten Geldtransporter-Überfalls in der Westschweiz. Schon in den vergangenen Monaten überfielen Ganoven immer wieder Geldtransporter im Kanton Waadt. Ende Juni einen gepanzerten Lieferwagen in Le Mont-sur-Lausanne. Am 23. August zwei Geldtransporter in La Sarraz. Die Spur der Banditen führt nach Frankreich.

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Post erschüttert über Gewaltbereitschaft der Räuber

Vom Ort des Überfalls vom Montag sind es gerade einmal drei Autominuten zum Post-Paketzentrum von Daillens. Auf BLICK-Anfrage bestätigt Post-Sprecherin Lea Wertheimer, dass es sich bei dem überfallenen Geldtransporter um ein Fahrzeug von Secure Post, einer Tochtergesellschaft der Post, handelt. «Wir sind erschüttert über die Gewaltbereitschaft und kriminelle Energie, die die Täter an den Tag legen», sagt Wertheimer.

Aber: «Wir sind dankbar und erleichtert, dass die beiden Fahrer unverletzt geblieben sind», so die Post-Sprecherin. Die Sicherheit der Mitarbeiter habe oberste Priorität, daher werde das Sicherheitsdispositiv der Post laufend und seit den vermehrten Überfällen in der Westschweiz noch engmaschiger geprüft. «Dazu stehen wir in engem Austausch mit der Polizei und allen Sicherheitsorganen der Post», so Wertheimer. Aufgrund des laufenden Ermittlungsverfahrens äussert sich die Post nicht zur Höhe der Beute.

Die Vorgehensweise der Gangster ist jedoch bekannt. Markus Melzl (67), ehemaliger Basler Kriminalkommissar, erklärt: «Die Gangster stoppen die Geldtransporter mit ihren Fahrzeugen. Sie bedrohen dann die Mitarbeiter des Geldtransport-Unternehmens mit vorgehaltener Waffe.»

«Organisierte, professionelle, eingespielte Banden»

Das Abfackeln der Geldtransporter sei eine gute Methode zur Spurenvernichtung, sagt Melzl. «Zudem ist Abbrennen schnell, einfach und effektiv. Das Abfackeln muss schnell passieren, die Täter müssen rasch vorgehen.»

Melzl erklärt das klassische Muster bei Überfällen von Geldtransportern: «Es stecken immer organisierte, professionelle, eingespielte Banden dahinter. Nach dem Überfall fahren sie nicht hastig weg und tappen auch nicht in die nächste Radarfalle. Alles geschieht organisiert, ruhig und durchgeplant.»

Melzl fände es besser, wenn in der Nacht keine grossen Bargeldbeträge mehr umhertransportiert werden müssten. «Doch die Menschen in der Schweiz wollen, dass immer und überall alle Bankomaten mit Bargeld gefüllt sind. Der Bargeldkreislauf in der Schweiz beinhaltet, dass viel Bargeld transportiert wird. Das ist problematisch

Gangster kommen aus Frankreich

Blitzschnell und brutal: Mit Kalaschnikows bewaffnet versetzen Gangster die Westschweiz in Angst und Schrecken. Die Taten selbst dauern nur wenige Minuten. Der Überfall auf einen Geldtransporter der Secure Post ist der neueste in einer Serie gut organisierter Gewaltverbrechen durch die Geldtransporter-Gangster aus Frankreich. Allein im Kanton Waadt kam es in den vergangenen vier Jahren zu insgesamt acht solcher Straftaten.

Die Räuber sind skrupellos, gehen immer nach dem gleichen Muster vor und hinterlassen nichts als eine Spur der Verwüstung. Alles deutet darauf hin, dass die aktuellen Geldtransporter-Überfälle auf das Konto kriminell organisierter Banden aus Lyon (F) gehen. Befeuert wurde die Gier der Gangster aus Frankreich, nachdem sich der Überfall auf einen Loomis-Geldtransporter auf der Autobahn A1 bei Nyon VD vom Mai 2017 rumgesprochen hatte. Denn die Räuber machten damals fette Beute – über 40 Millionen Franken.

Mit diesem Millionen-Coup war die Gier der Gangster aus Lyon entfacht. «Die 40 Millionen haben das Verlangen aller grossen Banden in Lyon geweckt», sagt einer der Geldtransporter-Gangster aus Lyon zur SRF-«Rundschau». «Der typische Bandit ist ein Maghreb-Typ, zweite oder dritte Generation. Und zwischen 28 und 42 Jahre alt», sagt er. Aber auch Fahrende und Franzosen seien unter den Räubern. Trotz der entfesselten Gewalt, mit der die Banknoten-Banditen vorgehen: Sich selbst sehe der Gangster nicht als Terroristen, sondern vielmehr als «Opportunisten». Reue ob seiner Taten? Fehlanzeige. Dem Gangster tun weder die Opfer noch seine Taten leid. Dominique Rais

Blitzschnell und brutal: Mit Kalaschnikows bewaffnet versetzen Gangster die Westschweiz in Angst und Schrecken. Die Taten selbst dauern nur wenige Minuten. Der Überfall auf einen Geldtransporter der Secure Post ist der neueste in einer Serie gut organisierter Gewaltverbrechen durch die Geldtransporter-Gangster aus Frankreich. Allein im Kanton Waadt kam es in den vergangenen vier Jahren zu insgesamt acht solcher Straftaten.

Die Räuber sind skrupellos, gehen immer nach dem gleichen Muster vor und hinterlassen nichts als eine Spur der Verwüstung. Alles deutet darauf hin, dass die aktuellen Geldtransporter-Überfälle auf das Konto kriminell organisierter Banden aus Lyon (F) gehen. Befeuert wurde die Gier der Gangster aus Frankreich, nachdem sich der Überfall auf einen Loomis-Geldtransporter auf der Autobahn A1 bei Nyon VD vom Mai 2017 rumgesprochen hatte. Denn die Räuber machten damals fette Beute – über 40 Millionen Franken.

Mit diesem Millionen-Coup war die Gier der Gangster aus Lyon entfacht. «Die 40 Millionen haben das Verlangen aller grossen Banden in Lyon geweckt», sagt einer der Geldtransporter-Gangster aus Lyon zur SRF-«Rundschau». «Der typische Bandit ist ein Maghreb-Typ, zweite oder dritte Generation. Und zwischen 28 und 42 Jahre alt», sagt er. Aber auch Fahrende und Franzosen seien unter den Räubern. Trotz der entfesselten Gewalt, mit der die Banknoten-Banditen vorgehen: Sich selbst sehe der Gangster nicht als Terroristen, sondern vielmehr als «Opportunisten». Reue ob seiner Taten? Fehlanzeige. Dem Gangster tun weder die Opfer noch seine Taten leid. Dominique Rais

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