Ein Mehrfamilienhaus mit einer schmucklosen Fassade. Irgendwo in Basel. Kein Namensschild an der Klingel. Die Freier meiden den Lift und huschen lieber die Treppe rauf.
In einer kleinen Zwei-Zimmer-Wohnung im dritten Stock empfängt Lady Josephine (44) ihre masochistische Klientel. «Meine Nachbarn haben keine Ahnung, was ich hier treibe», sagt die aus dem deutschen Westfalen stammende Domina. Ihre «Gäste», wie sie die Freier nennt, stehen auf das «bizarre Atelier». Nichteingeweihten macht es Angst: Peitschen, Fesseln, Ketten und Augenbinden hängen an Metallhaken. Überall stehen Dildos – in jeder Grösse. Schwarzes Leder. Roter Lack. Die Balkontür ist abgedunkelt. Noch unheimlicher wird es nebenan. In der «bizarren Klinik» lädt ein weisser Gynäkologenstuhl zum Eingriff ohne Betäubung. OP-Besteck liegt bereit. Das Wartezimmer: ein Eisenkäfig.
Hoden festgenagelt
«Ich mache diese Arbeit seit vielen Jahren», sagt die gelernte Restaurantfachfrau. «Seit vier Jahren habe ich das Studio in Basel. Man muss den Job lieben, sonst macht man ihn nicht gut.» Zum Beruf gehört das Auspeitschen: «Um den Schmerz zu erhöhen, lege ich den Rohrstock schon mal über Nacht in Wasser ein.» Daneben liegt eine Prostata-Drainage für die Stimulation via After. Beliebt sind auch: Auf das Gesicht sitzen, Lutschschmerzfolter, Fessel- und Nadelspiele. Das Krasseste, was sie je gemacht hat: «Ich habe einen Hodensack ans Brett genagelt und mit heissem Wachs beträufelt – hat Spass gemacht.»
Manager als Kunden
Natürlich ist alles im Vorfeld abgesprochen. Jeder Gast sei anders, habe eigene Fantasien. «Per Mail oder am Telefon teilt er mir die mit», sagt Lady Josephine. «Ich muss mir dann dazu eine Inszenierung ausdenken.» Anregungen hole sie sich auch aus dem Internet. Während der Session halte sie ständig Blickkontakt mit dem Kunden und achte auf seine Grenzen. «Die darf man nie überschreiten. Und so richtig blutig wird es bei mir nie», sagt die Domina. Unfälle gebe es keine. «Ich habe noch nie einen Krankenwagen rufen müssen.»
Die Gäste sind Männer im Alter zwischen 18 und 55 Jahren. Bauarbeiter, Bauern Ingenieure, Ärzte und auch Lehrer sind dabei. Sogar Juristen und Polizisten waren schon bei ihr. «Sie wollen in eine andere Welt eintauchen – fern des Alltags. Das biete ich ihnen.» Zu Josephines Besuchern gehören auch hochgestellte Persönlichkeiten, verrät sie. «Vor allem Topmanager geben gerne einmal die Macht ab, wollen geführt werden und klaren Befehlen gehorchen.»
Trotz zum Teil grotesker Unterwerfung, den Respekt vor dem «starken Geschlecht» habe sie nicht verloren, sagt Lady Josephine. «Sich derart zu entblössen, dazu gehört viel Stärke. Mein Gast kommt als Mann und geht als Mensch – und manchmal auch als Freund.»