Der neue Papst Leo XIV. kommt aus den USA
2:30
Die ergreifendsten Momente:Der neue Papst Leo XIV. kommt aus den USA

Diese fünf Punkte sind von Leo XIV. zu erwarten
Wird der Ami-Papst zum Anti-Trump?

Wer ist Robert Prevost – und wofür steht Leo XIV.? Blick nennt die fünf wichtigsten Impulse, die vom ersten Papst aus den USA zu erwarten sind. Er könnte zum grossen Gegenspieler von Donald Trump werden.
Publiziert: 00:01 Uhr
|
Aktualisiert: 01:14 Uhr
1/4
Habemus Papam! Der neue Papst heisst Leo XIV.
Foto: Getty Images
Raphael_Rauch (1).jpg
Raphael RauchBundeshausredaktor

Ein Ami ist Papst – aber was für einer! Kein Donald Trump (78), der erst letzte Woche ein von Künstlicher Intelligenz generiertes Papst-Bild von sich verbreitete, sondern ein einfacher Augustiner-Mönch aus Chicago, der im Herzen zugleich Latino ist. Der neue Papst Leo XIV. war von 2014 bis 2023 Bischof in Peru (Südamerika), dort werden US-Amerikaner «Gringos» genannt. 

Auf der Loggia sagte der neue Papst kurz nach seiner Wahl: «Ihr alle, Brüder und Schwestern von Rom, von Italien, der ganzen Welt – wollen wir eine synodale Kirche sein, eine Kirche, die geht, eine Kirche, die immer den Frieden sucht, die immer die Nächstenliebe sucht, die immer die Nähe vor allem zu denen sucht, die leiden.»

Er zählt nicht zum kirchlichen Establishment

Der neue Mann auf dem Stuhl Petri zählte nicht zum Kreise der Favoriten – stellt sich aber als intelligente Wahl heraus: Er hat eine gewichtige Nationalität (USA), sammelte Erfahrungen in Lateinamerika, ist Ordensmann (Augustiner) und kennt den Vatikan von innen – Franziskus machte ihn 2023 zum Personalchef der Bischöfe, zum Präfekten der Bischofskongregation. Zugleich gehört er nicht zum Filz der Vatikan-Kurie, sondern ist relativ frisch dabei: Er wurde erst 2023 Kardinal.

Wer ist Robert Prevost, der neue Papst? Er wurde am 14. September 1955 in Chicago geboren und trat 1977 in den Augustinerorden ein. Zum Studium des Kirchenrechts gings nach Rom, später schickte ihn sein Orden als Missionar nach Peru. 

2002 wurde er an die Spitze des weltweiten Augustinerordens gewählt, für zwei Amtszeiten ging es zurück nach Rom. Papst Franziskus ernannte ihn 2014 zum Bischof von Chiclayo (Peru) und holte ihn 2023 in den Vatikan zurück, um Präfekt der Bischofskongregation zu werden.

Anders als Franziskus trägt er eine Mozetta

Der frisch gewählte Papst kündigte an, sich für den Frieden einzusetzen, eine Kirche für alle zu sein, Brücken zu bauen und das Erbe von Papst Franziskus fortzuführen – dazu gehört auch der synodale Prozess, der den Dialog zwischen Rom und den Ortskirchen stärken will. Zugleich zeigte er sich am Donnerstagabend nicht wie sein Vorgänger, Papst Franziskus, nur in Weiss auf der Loggia, sondern trug eine Mozetta (rotes Chorhemd) und die Papststola – er macht also nicht alles gleich wie Franziskus, sondern baut eine Brücke zu Benedikt XVI. und den Vorgängern. 

Welche Impulse sind von Leo XIV. zu erwarten?

  • Anti-Trump: Als US-Amerikaner wird Leo XIV. zu Trumps grossem Gegenspieler. Jede Äusserung des neuen Papstes wird noch viel stärker als direkte oder indirekte Reaktion auf Trumps Politik in Verbindung gebracht. Papst Franziskus kritisierte die US-Migrationspolitik scharf, unter der vor allem Latinos leiden. Leo XIV., der in Peru lebte, sprach in seinem ersten Auftritt Italienisch und Spanisch – und nicht seine Muttersprache Englisch. Ein klarer Fingerzeig, bei wem seine Sympathien liegen. Erst im Februar hatte Kardinal Prevost einen Artikel auf X geteilt, der Trumps Vize J. D. Vance (40) kritisiert: «J. D. Vance irrt sich: Jesus fordert uns nicht dazu auf, unsere Liebe zu anderen zu bewerten oder zu gewichten.»
  • Aktive Friedensdiplomatie: Mit 69 Jahren erhält die Welt nun einen vergleichsweise jungen Papst, der Brücken bauen und sich für den Weltfrieden engagieren will. Leo XIV. ist das Reisen gewöhnt, er kann mit frischer Energie der Vatikan-Diplomatie neue Impulse verleihen. Mit seinem Papstnamen knüpft er an Papst Leo XIII. (1878–1903) an, der wichtig für die Vatikan-Diplomatie war: Nach dem Ende des alten Kirchenstaates erfand Leo XIII. das moderne Papsttum als «Weltgewissen» und positionierte den Heiligen Stuhl als Friedensvermittler.
  • Soziale Gerechtigkeit: Seine Erfahrungen in Peru haben Leo XIV. tief geprägt. Zugleich deutet sein Name darauf hin, dass er sich wie Leo XIII. als sozial engagierter Papst sieht: Mit dem Papst-Schreiben «Rerum Novarum» ging Leo XIII. als «Arbeiterpapst» in die Geschichte ein, der die Grundlagen für die katholische Soziallehre entwarf.
  • Synodaler Prozess: Mit dem synodalen Prozess hat Papst Franziskus einen kirchlichen Reformprozess angestossen: mehr Basis, weniger Rom. Die Früchte seiner Saat konnte Franziskus allerdings nicht mehr ernten, der Prozess ist erst in Gang gekommen. Leo XIV. sprach in seiner ersten Ansprache von einer synodalen Kirche, was zeigt, dass er Franziskus’ Weg weitergehen will.
  • Missbrauchskrise: Prevosts bisherige Rolle bei der Aufarbeitung von Missbrauchsfällen dürfte in den nächsten Wochen und Monaten zu reden geben. Prevost stand dem weltweiten Augustiner-Orden vor – dass er hier immer richtig gehandelt hat, ist unwahrscheinlich. Und als Personalchef der Bischöfe musste er heikle Entscheidungen treffen – auch, was Schweizer Bischöfe betrifft.

Auch wenn der neue Papst der Trump-Regierung bald die Leviten lesen dürfte: Aus Washington gabs bislang freundliche Signale. Trump sprach von einer «grossen Ehre» für die USA. 


Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?