Die Weiterführung von Höfen scheitert oft an finanziellen Hürden
«Es braucht mehr Solidarität unter Bauern»

Jungbauern, die familienintern keinen Hof erben, stehen oft jahrelang ohne Betrieb da. Doch es gibt Hilfe. Vereine unterstützen bei der Vermittlung, und der Bund ermöglicht zinslose Darlehen.
Publiziert: 06.10.2020 um 16:32 Uhr
Bauernhöfe werden in der Schweiz knapp.
Foto: Thomas Meier
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Anian Heierli, Nicolas Lurati

Jedes Jahr schliessen rund 1000 Bauern ihren Betrieb. Dennoch finden viele Jungbauern keinen Hof. Das Hauptproblem: Landwirte, die pensioniert werden, wohnen weiterhin auf ihrem Betrieb. Für viele ist es ihre zentrale Altersvorsorge (BLICK berichtete). Die Situation ist ernst. Oft suchen landlose Jungbauern jahrelang ohne Erfolg. Mittlerweile gibt es in der Schweiz Organisationen, die ihnen bei der Suche helfen und politisch aktiv sind. Der Verein Kleinbauern-Vereinigung betreut eine Anlaufstelle für die ausserfamiliäre Hofübergabe. Der Vermittlungsdienst ist kostenlos und richtet sich an sämtliche Betriebe, unabhängig von Betriebsgrösse und -ausrichtung.

Höfe werden nicht weitergegeben, sondern aufgelöst

Ein weiterer Verein, der sich für die Jungbauern einsetzt, ist Uniterre. Sekretärin Berthe Darras ist gelernte Agronomin und kennt die Notsituation. Sie stellt gegenüber BLICK klar: «Es braucht mehr bäuerliche Solidarität! Oft haben Hofbesitzer Angst davor, Verträge mit fremden Personen abzuschliessen.» Das System sei so, dass Betriebe mit mehr Land auch mehr Direktzahlungen erhalten. Für sie ist das einer der Hauptgründe, weshalb viele Höfe nicht weitergegeben, sondern aufgelöst werden, und das Land an benachbarte Bauern abgetreten wird.

Innerhalb der Familie können Bauern ihre Betriebe zum Ertragswert weitergeben. Quereinsteiger sollen dagegen oft den Marktwert bezahlen – nur dieser ist dann zwei- bis dreimal höher. «Das bremst Neubauern stark», so Darras. Als mögliche Lösungen sieht sie Genossenschaftsmodelle. Mehrere Personen könnten dann gemeinsam einen Betrieb bewirtschaften. Eine andere finanzielle Spritze liegt beim Bund. Dort erhalten junge Neubauern direkte Hilfe. Landwirte unter 35 Jahren bekommen zinslose Darlehen, die innert zwölf Jahren getilgt werden müssen.

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