Ihre Kunden sparen sich die Busse
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Profi-Tuner Sandro Fanger (43):«Meine aufgemotzten Autos kommen locker durch die MFK»

Die Profi-Tuner Sandro und Valentin Fanger aus Kägiswil OW nerven sich über Amateure
Ihre Kunden sparen sich die Busse

Pfuscher, schlechte Arbeit und billige Teile schaden der Tuning-Szene. Profi Sandro Fanger (43) weiss, wie man alles aus einem Auto rausholt – ohne dabei gegen das Gesetz zu verstossen.
Publiziert: 08.06.2020 um 23:03 Uhr
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Tuning beim Profi. Dieser BMW 335 wird ganz legal aufgemotzt.
Foto: Anian Heierli
Anian Heierli

Seit dem Corona-Lockdown gibt es vermehrt gezielte Kontrollen von Autotunern. Das kommt die mehrheitlich jungen Männer – die zu Hause an ihren Schlitten schrauben – oft teuer zu stehen. Denn ohne positives Gutachten der Motorfahrzeugkontrolle (MFK) drohen Bussen, Anzeigen und schlimmstenfalls ist sogar der Scheck weg.

«In der Schweiz ist so wenig erlaubt, deshalb machen wir manches unerlaubt», so ein Tuner. Dass sein Auto eingezogen werden könne, sei eben das Risiko (BLICK berichtete). Doch das muss nicht sein. Breite Felgen, Rennfahrwerke und schicke Spoiler gibt es auch legal. Seit 20 Jahren ist Sandro Fanger (43) professioneller Tuner. Seine Kreationen wurden sogar schon am Autosalon in Genf gezeigt. Nach der Lehre als Carrosseriespengler wurde er Schweizer Meister und Vierter an der Berufsolympiade.

Legales Tuning ist eine Wissenschaft

Gemeinsam mit seinem Bruder Valentin (31) betreibt er in Kägiswil OW eine Car-Tuning-Garage. Sie stellen klar: «Autos, die unsere Garage verlassen, kommen durch die Motorfahrzeugkontrolle. Und auch die Garantie gilt weiter.» Selbst, wenn Teile verwendet werden, die nicht vom Hersteller sind. Doch das kann nicht jeder, denn legales Tuning ist heute beinahe schon eine Wissenschaft.

Zumindest gilt das laut Werkstattchef Fanger für neue Autos, die voller Elektronik sind: «Für Laien ist es fast unmöglich, solche Autos zu verändern.» Er weiss: «Es gibt immer solche, die etwas probieren, und dann wegen Fehlermeldungen zu uns kommen.» Zudem kämen immer wieder neue Vorschriften dazu, die man beachten müsse.

Bis zu einem gewissen Grad kann Fanger junge Bastler aber verstehen. Auch er hat einmal angefangen. Als Teenager restaurierte und veränderte der Obwaldner einen VW-Käfer mit Baujahr 1971. «Das Auto habe ich noch immer», sagt er stolz. Der Spass hört für den Profi aber auf, wenn ein Fahrzeug nicht mehr verkehrssicher ist und andere Verkehrsteilnehmer gefährdet werden.

«Nicht alles, wo legal draufsteht, ist es auch»

«Das grösste Problem ist heute das Internet», sagt er. «Nicht alles, was als zulässig und sicher angepriesen wird, ist es auch.» Ein guter, persönlicher Kontakt zu den Lieferanten sei für ihn das A und O. Ebenso bespricht der Profi seine «extremen Projekte» im Voraus mit der MFK. Sein Credo: «Ich montiere eine Felge für 10'000 Franken nur, wenn sie sicher durchkommt.»

So kann illegales Tuning auch für ihn ärgerlich werden. «Polizisten sehen nicht immer, was erlaubt ist», sagt Fanger. Er hat Kunden, die 70'000 Franken in ihr Auto investieren, alles korrekt eintragen und trotzdem regelmässig kontrolliert werden. Fanger dazu: «Schlimmstenfalls werden ihre Autos sogar tagelang eingezogen und kommen dann ohne Beanstandung zurück.» Das sei dann natürlich für alle Beteiligten ärgerlich.

Seine Idee: «Vielleicht könnte man ein Tuning-Label für professionelle Arbeit einführen, das Polizeikontrollen beschleunigt.» Denn die Branche boomt. Trotz Corona gibt es mehr als genügend Aufträge.

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