«Die Macht der Verwandlung»

Publiziert: 13.03.2008 um 10:24 Uhr
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Aktualisiert: 06.09.2018 um 20:19 Uhr
ST. MORITZ. Make-up-Artist Michael la Delle gilt als Shootingstar der Szene. Ab Montag gibt er den heute-Lesern Monat für Monat Expertentipps. Wir haben ihn in St. Moritz getroffen.

«heute»: Du bist Stylist, Coiffeur, Make-up-Artist, – was machst du eigentlich im Badrutt’s Palace-Hotel in St. Moritz?

Michael la Delle: Ich bin Fashion-Stylist. Ich style Frisuren und mache Make-up, bei Bedarf gebe ich auch Tipps fürs richtige Outfit. Ich will meine Auffassung von Schönheit an meine Kundinnen weitergeben.

Welche Ahnung kann denn ein Mann vom Make-Up haben?!

Berechtigter Einwand. Es gibt Männer und Männer... Mich als schwulen Mann lassen die Frauen näher ran, weil da keine unerwünschte sexuelle Energie entsteht. Und wenn eine Frau einer anderen Komplimente macht, wird das oft nicht ernst genommen. Das kann auch ein Grund sein, warum Schwule so erfolgreich in der Fashion-Szene sind.

Schwul allein reicht ja nicht... Was muss ein Stylist haben, damit er wirklich gut ist?

Technik ist lernbar. Das ist nicht die Kunst. Entscheidend ist das Talent und die Sozialkompetenz. Ich gebe meiner Kundin das Gefühl, dass sie die Schönste von allen ist, wenn sie bei mir war. Dazu muss ich ihre Persönlichkeit spüren und herausstreichen.

Wieso bist du Fashion-Stylist geworden?

Ich liebe die Macht der Verwandlung. Mit wenigen kleinen Handgriffen einen Menschen positiv verändern zu können.

Die superreiche Kundin im Badrutt’s Palace – wie ist die? Verwöhnt. Anspruchsvoll. Zickig?

Nein. Knallhart. Spürt sie Unsicherheit, frisst sie dich auf oder zerreist dich in der Luft. Dann hast du verloren. Diese Ladys waschen ihre Haare nie selber. Die gehen auf der ganzen Welt nur zu den besten aller Star-Coiffeurs...

Kannst du uns ein paar Namen nennen?

Ivana Trump war schon bei mir, aber erspar es mir, weitere Namen zu nennen. Viele sind nicht prominent, sondern einfach nur reich. Sie wollen in einer Roberto-Cavalli-Robe für 30 000 Franken toll aussehen: Haare und Make-up müssen perfekt sein. Kriegen die Ladys Komplimente von ihren Männern oder – noch besser, von Freundinnen, sind sie happy – und kommen wieder...

Ist deine Arbeit schwierig?

Das Schwierigste ist auch das Tollste. In St. Moritz sind alle Nationalitäten vertreten. Jede hat anderes Haar. In St. Moritz habe ich meinen Föhn nach neun Jahren neu kennengelernt!

Ahaa...

Ich wusste gar nicht, was man damit alles anstellen kann.

Wen hast du das erste Mal geschminkt?

Mich selber. Ich war vielleicht acht und hatte die Schminksachen meiner Mama geklaut.

Worauf muss ich achten, wenn ich mich im Alltag schminke?

Das Make-up sollte leicht sein. Mit den Brauntönen geht nix schief. Eine feine getönte Tagescreme und Concealer für Frau und Mann – fertig.

Für Frau und Mann! Du schminkst auch Männer?

Warum denn nicht? Auch ich benutze Concealer. Etwa, um meine Augenringe abzudecken.

Ein glamouröses Make-up ...

... kann mit falschen Wimpern aufgemotzt werden, dazu Smoky Eyes und ein wenig Schimmer oder Glitzer.

Lohnt sich teures Make-up, zum Beispiel Chanel oder Dior, oder tuns auch die billigen?

Es lohnt sich! Da gibts grosse Qualitätsunterschiede. Vor allem bei Lidschatten: Von einem guten Produkt nehm ich einmal Farbe an den Pinsel und es reicht. Günstige bröckeln und decken nicht.

Michael, ich hab mich heute ins Zeug gelegt beim Schminken. Hast du es bemerkt?

Ja, klar (lacht). Darauf achte ich als erstes. Du hast zum Beispiel tolle Übergänge gemacht. Viele Ladys können das nicht...

Wenn du Komplimente machst, fühlt man sich gleich schöner...

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