heute: Chrigu war ein enger Freund von euch und als Band-Kameramann ständig auf Tournee dabei. Vor zwei Jahren ist er an Krebs gestorben. Wie habt ihr seinen Tod verarbeitet?
Knackeboul: Jeder verarbeitet tiefe Trauer ja auf seine Weise. Mein Ventil ist die Musik. Mit dem Rap verarbeite ich den Schmerz.
DJ Matrat: Ich verarbeite das Ganze, indem ich den Film schaue. Ich muss jedesmal weinen. Ich hab ihn jetzt schon fünfmal gesehen und jedesmal laufen mir wieder die Tränen herunter.
Wie habt ihr Chrigu kennengelernt?
Knackeboul: Die Mundartisten sind wie eine grosse Familie. Eines Tages tauchte Chrigu auf und filmte uns. Später zog er mit unserem Bassisten und dem Gitarristen in eine WG. Von da an gehörte er dazu.
Matrat: Als bei ihm dann plötzlich Krebs diagnostiziert wurde, wusste ich überhaupt nicht mehr, wie ich ihm gegenübertreten sollte. Da sagte er zu mir: Behandle mich einfach genau gleich wie vorher. Dann ging es.
Knackeboul: Angefangen hatte es mit Halsweh. Er konnte den Kopf nicht mehr in den Nacken legen. Wir haben noch blöde Witze gemacht. Bis er
eines Tages ins Spital musste. Von da an passierte alles, von dem wir hofften, es würde nie passieren: ein bösartiger Tumor, Bestrahlung, dann Chemotherapie, dann die Nebenwirkungen, dann der Tod.
Inwiefern hat der Tod eures Freundes Leben verändert?
Matrat: Wir sehen das Leben jetzt komplett anders. Morgen kann es fertig sein. Seit Chrigus Tod lebe ich intensiver.
Knackeboul: Chrigu war auf einmal zwanzig Jahre reifer als wir! Als er krank wurde, hat er sich mit so vielen Dingen beschäftigt. Er hatte eine wahnsinnige Kraft entwickelt. Ich habe ihn fünf Stunden, bevor er gestorben ist nochmals gesehen. Sogar da hat er noch gewitzelt.
Matrat: Er wollte diesen Film unbedingt machen. Und er wollte uns damit helfen, das ganze zu verkraften. Darum haben wir alles gegeben, um den Film und den Soundtrack zu verwirklichen. Ich bin stolz, dass wir das geschafft haben. Wir waren es ihm schuldig.
Knackeboul: Manchmal kommt es uns vor, als würde er immer noch die Fäden ziehen. Der Film hat es bis an die Berlinale geschafft.
Wart ihr von Anfang an sicher, dass ihr den Soundtrack zu «Chrigu» machen wollt?
Matrat: Ein grosser Teil der Filmmusik war bereits zu seinen Lebzeiten komponiert. Zuerst war die Musik da, dann erst kam die Idee mit dem Film. Als die Anfrage für den Soundtrack kam, habe ich zuerst lange gezögert. Aber dann dachte ich, er wollte das so. Er wollte, dass die Mundartisten auf diesem Weg bekannt werden.
Der Film über Chrigus Leben und Sterben startet heute in den Kinos, eure CD steht in den Läden. Habt ihr nicht das Gefühl, von Chrigus Tod zu profitieren?
Matrat: Der Film will zeigen, wie wichtig Freundschaft im Leben ist. Wie man mit dem Tod fertig wird, und wie man in solchen Situationen auch eine extreme Lebensfreude entwickeln kann. Ich hab nicht das Gefühl, dass wir auf ein Boot aufgesprungen sind, von dem wir jetzt profitieren können. Es ist mehr so, dass wir bereits in dem Boot sassen und es nun in den Hafen fahren.