Der Alltag von Thomas N. im Knast
«Mehrfachmörder sind ganz unten in der Hierarchie»

33 Jahre lang war er ein freier Mann. Konnte tun und lassen, was er wollte. Bis er zum eiskalten Vierfach-Mörder von Rupperswil AG wurde. Jetzt sitzt Thomas N. (33) hinter Schloss und Riegel. Wohl für den Rest seines Lebens. Wie sich das jetzt für ihn anfühlt, erzählt BLICK ein Knastaufseher.
Publiziert: 17.05.2016 um 20:32 Uhr
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Aktualisiert: 04.10.2018 um 22:55 Uhr
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Eine Zelle im neuen Zentralgefängnis von Lenzburg. Hier sitzt der Vierfach-Mörder von Rupperswil in Untersuchungshaft.
Foto: Keystone
Ralph Donghi

Thomas N.* (33) ist laut den Ermittlungen bisher unbescholten durchs Leben gegangen. Dann wurde er zum Vierfachmörder von Rupperswil AG. Seit knapp einer Woche sitzt er im sichersten Knast der Schweiz: dem Zentralgefängnis Lenzburg AG (BLICK berichtete).

Doch wie lebt er in der Einzelzelle? Weder der Gefängnisdirektor, der Leiter des kantonalen Strafvollzuges noch die Aargauer Staatsanwaltschaft wollen etwas dazu sagen.

Thomas N. dürfte vollkommen abgeschottet sein

Dafür spricht ein U-Haft-Vollzugsangestellter eines anderen Kantons mit BLICK. «Viele Häftlinge brechen erst einmal ein», sagt der Aufseher. Darum brauche es wegen der Suizidgefahr teils einen Arzt, Be­ruhigungstabletten und 24-Stunden-Überwachung.

Thomas N. dürfte von den anderen Insassen vollkommen abgeschottet sein. «Kinder- und Mehrfachmörder sind dort ganz unten in der Hierarchie angesiedelt.»

Wann ist Weckzeit? «Das ist überall anders. Normalerweise gegen sieben Uhr», sagt der Wärter. Meistens gebe es in die Zelle zwei Scheiben Brot, ein Stück Butter, zwei Konfitüren, vielleicht ein Käsli. Und Kaffee. «Beim Mittag- und Abendessen gibt es Fleisch, eine Beilage und Gemüse.» Zu trinken gibt es lediglich Tee.

Eine Stunde «Ausgang» pro Tag

Arbeiten darf ein U-Häftling nicht. Er sitzt 23 Stunden am Tag in der Zelle. Eine Stunde darf er in den Spazierhof. Allein. «Dorthin wird er begleitet, von einem oder mehreren Aufsehern. Je nachdem bekommt er auf dem Weg Handschellen angelegt.»

Weil die Untersuchungen erst anlaufen, dürfte Thomas N. Radio-, TV- und Zeitungsverbot haben. «Er darf Briefe schreiben und erhalten, die von der Staatsanwaltschaft geöffnet werden, damit keine Informationen fliessen.»

Und Besuch? «Er darf sicher noch keine Besucher empfangen. Vielleicht ist das in zwei Wochen anders. Seine Mutter und sein Bruder müssen zuerst befragt werden.» Die Befragungen von Thomas N. selbst fänden wohl im Knast statt.

Abends wird das Licht in den Gefängnissen nicht generell gelöscht. «Jeder Insasse kann das selber entscheiden», sagt der Beamte. «Das ist eine der wenigen Freiheiten, die er noch hat.»

* Name der Red. bekannt

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