Der Mann mit den magischen Händen und die Nati-Stars

Publiziert: 20.05.2006 um 22:31 Uhr
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Aktualisiert: 06.09.2018 um 21:01 Uhr
VON MAX KERN
Ein Schelm ist, wer glaubt, die bildhübsche Tochter des Rössli-Wirts ziehe die WM-Fahrer magisch nach Stansstad NW – in Wirklichkeit locken magische Hände, und erst noch die eines Mannes…

Die WM-Fahrer geben sich an der Kehrsitenstrasse in Stansstad die Klinke in die Hand.

Vorgestern wars der 64-fache Internationale Raphaël Wicky (29), einen Tag zuvor die Degen-Zwillinge Philipp und David (23).

Auch die WM-Teilnehmer Christoph Spycher, Ricci Cabanas und Pascal Zuberbühler legen sich im Nidwaldischen immer wieder auf den Massagetisch.

Die magischen Hände, die wahre Wunder vollbringen sollen, gehören Rolf Fischer. Der 55-jährige Berner Oberländer führt am Vierwaldstättersee die «Praxis für manuelle Methodik». Eine seiner Thesen: «Es werden zu viele Operationen durchgeführt.»

Wicky kam regelmässig von Hamburg geflogen

HSV-Profi Wicky, der in dieser Saison gleich drei Mal (!) einen Muskelfaserriss in der linken Wade erlitt, ist seit Mitte April Stammgast in Fischers Praxis.

Wicky, der immer wieder aus Hamburg einflog, liess sich bis zu vier Tage pro Woche von Fischer behandeln. Vier Stunden täglich.

«Es war ein wirklich massiver Muskelfaserriss, als Raphi zu mir gekommen ist», erzählt der Medizinische Masseur. Fischers Therapie scheint Wunder gewirkt zu haben. Wicky trainierte bereits wieder eine ganze Woche schmerzfrei mit dem HSV, sass beim letzten Meisterschaftsspiel auf der Bank. Und arbeitete diese Woche mit Köbi Kuhns Assistent Michel Pont in Kerzers FR an seinem Formstand. Wicky: «Es geht mir besser. Ich hoffe, es hält.»

Fischer sagt zum Fall Wicky: «Ich bin zuversichtlich für die WM. Aber die End-Rehabilitation wird über die WM hinausgehen.»

Manuelle Methodik ist laut Fischer «eine ganzheitliche Therapieform mit rein manuellen Anwendungen. Die Grundlage der Therapie basiert auf wissenschaftlichen Kenntnissen der Anatomie, Physiologie und Pathologie.»

Fischers Zauberwort heisst Palpation. Als Palpation wird in der Medizin das Abtasten der Körperoberfläche zur Beurteilung der darunter liegenden Körperstrukturen bezeichnet.

Mit Fischers Worten ist Palpation «das Spüren der Finger in Körpergewebe und Strukturen. Es geht um millimetergrosse Punkte, die es zu finden gilt».

Im Falle der Degen-Zwillinge gings diese Woche um alte Beschwerdebilder. Dortmund-Profi Philipp verspürt seit längerer Zeit Schmerzen an der Schulter, Basel-Flügel David Degen litt während der Spiele unter Kniebeschwerden.

Kein Handaufleger

Fischer – ein Mann mit magischen Händen?

Der Mann, der 1989 schon Schwingerkönig Adrian Käser behandelte, auch Ski-Olympiasieger zu seiner Kundschaft zählt, seit 1995 aber vornehmlich Fussballer therapiert, sagt: «Mit Handauflegen oder Esoterik hat meine Arbeit nichts zu tun. Ein ganz wesentlicher Teil für den Erfolg meiner Therapie ist nebst dem theoretischen Wissen die über 25-jährige therapeutische Erfahrung bei der täglichen Arbeit am Patienten. Eine gewisse Sensibilität und Intuition ist mitentscheidend für das Behandlungsresultat.»

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