Das hätten Rosmarie Klusmeier (78) und Rolf René Knobel (75) nicht im Traum gedacht: Wegen der Corona-Krise dürfen Senioren über 65 im Tessin nicht mehr einkaufen. Betroffen sind auch die beiden Deutschschweizer aus Breganzona TI. Selbst im Migrolino-Shop der Tankstelle bei ihnen um die Ecke hatten Klusmeier und Knobel keinen Zutritt mehr. Das Schild am Eingang: «Personen ab 65+ verboten».
Weil das Paar kein Italienisch kann, fand es keine freiwilligen Helfer. «Sollen wir denn hier verhungern?», fragte Rosmarie Klusmeier und wandte sich in ihrer Verzweiflung an den BLICK. Der Hilferuf löste eine Welle der Solidarität aus.
Grosse Hilfsbereitschaft im Tessin
«Wir erhielten unzählige Anrufen aus dem Tessin, aus der Deutschschweiz, sogar aus Deutschland», so Rolf René Knobel. Er staunt: «Alle wollen helfen!» Manche schicken Päckchen, andere bringen Lebensmittel vorbei oder helfen vermitteln. Auch die BLICK-Redaktion wird mit Mails überschwemmt. Leser bieten ihre Dienste an.
Unter den freiwilligen Helfern sind zwei Hockeyprofis aus Davos GR und Lugano TI. Ein Skipper aus Stabio TI wäre sogar bereit, täglich 25 Kilometer zu fahren, um die Deutschschweizer zu betreuen. «Die Tessiner sind mit ihren Massnahmen einfach zu streng», findet Antonio Leo (62). Isabella Ducommun (36) aus Arbedo TI, Mutter von drei kleinen Kindern, spricht Deutsch. «Ich könnte übersetzen», sagt sie. Rosmarie Klusmeier ist gerührt: «Bei so viel Hilfsbereitschaft kommen mir Tränen.»
Extra-Öffnungszeiten für Senioren
Christine Spieker (54), Hausfrau aus Caslano TI, macht sich auf dem Weg. «Ich habe Zeit, ich kann für die beiden einkaufen», sagt die gebürtige Deutsche. Auch Andrea Imperatori (53) steigt ins Auto. Der Kaufmann wohnt im gleichen Ort. «Ich spreche Deutsch», sagt der Tessiner, «kann für sie posten.» Trotz aller Dankbarkeit würde Rolf René Knobel m liebsten selber losziehen. Es gäbe so viele rüstige, sportliche Rentner im Tessin. Sein Vorschlag: «Der Kanton erlaubt in den Supermärkten bestimmte Öffnungszeiten, in denen nur Senioren shoppen dürfen.»